: Rassismus: Hertha beendet Spiel
Bei einer Regionalliga-Partie in Sachsen verlassen Herthas Junioren nach Beleidigungen den Platz
Das U16-Team von Hertha BSC hat am Samstag ein Regionalligaspiel gegen den VfB Auerbach abgebrochen, nachdem Spieler wiederholt rassistisch beleidigt worden waren. Man habe den Schiedsrichter darauf hingewiesen und sich danach entschieden, die Partie beim Stand von 2:0 abzubrechen, teilte Hertha mit. Auerbach verwahrte sich in einer Stellungnahme gegen den erhobenen Rassismusvorwurf.
„Es darf keinerlei Spielraum für Rassismus auf und neben dem Platz geben!“, twitterte Hertha-Trainer Sofian Chahed. Gegenüber einer Zeitung sagte der frühere Bundesligaprofi: „Beim Halbzeitpfiff hat ein Spieler von uns plötzlich bitterlich geweint. Auf meine Nachfrage hat er geantwortet, dass er permanent rassistisch beleidigt wurde.“
Der Verein unterstützte den Schritt. „Vielleicht ist diese Maßnahme ein Weckruf, dass wir alle gemeinsam – Spieler, Vereine, Verbände und Fans – endgültig dieses Problems Herr werden. In einer solchen Situation sind uns Werte und eine klare Haltung wichtiger als ein Sieg oder eine Niederlage auf dem Platz“, so Paul Keuter von der Hertha-Geschäftsführung.
„Der VfB Auerbach hat mit großem Bedauern den Schritt der U16 von Hertha BSC wahrgenommen, das Regionalliga-Spiel vorzeitig zu beenden“, hieß es dagegen in der Stellungnahme des sächsischen Clubs. Die Schiedsrichter hätten jedoch keine „rassistische Äußerung wahrgenommen“. Falsch sei der „von Hertha BSC erweckte Eindruck, es habe sich um ein Spiel gehandelt, das in irgendeiner Form von rassistischen Aussagen geprägt gewesen sein soll“.
Auerbachs Manager Volkhardt Kramer kündigte einen Bericht beim Verband an. „Als die Berliner das Spielfeld endgültig verließen, wollten unsere Zuschauer, dass sie weiterspielen“, wurde er zitiert. „Die Eltern und Großeltern, die unsere rund 25 Zuschauer bildeten, wurden von einigen Berlinern als Nazis betitelt.“ Der Nordostdeutsche Fußballverband prüft nach eigenen Angaben die Einleitung eines Verfahrens. Dieser Schritt könne frühestens am Montag vollzogen werden.
Für Hertha ist es der zweite Rassismus-Vorfall in wenigen Tagen. U23-Spieler Jessic Ngankam hatte vergangene Woche nach einem Regionalligaspiel gegen Lok Leipzig berichtet, durch Affenlaute aus der Leipziger Fankurve und das Wort „Affe“ von einem Gegenspieler beleidigt worden zu sein. Die Partie wurde minutenlang unterbrochen. Lok distanzierte sich von rassistischem Verhalten, Hertha verurteilte – wenn auch spät – „rassistische Anfeindungen“ gegen seinen Spieler „aufs Schärfste“. (dpa)
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