So viel Kritik muss sein: Jan Zier über „In Bed with Madonna“ im Theater Bremen: Reif fürs Museum!
Wenn du als Popmusikerin vom Stadttheater aufgeführt wirst, dann ist der Aufstieg – oder, je nach Betrachtungsweise: Abstieg – in die Musealisierung endgültig geschafft. Und bei Madonna, 61, ist es nun so weit – Leonhard Cohen wurde damals erst nach seinem Tod mit einem Liederabend im Theater Bremen geehrt.
Der Inszenierung „In Bed with Madonna“ von Anne Sophie Domenz geht es dabei weniger um eine Betrachtung des Gesamtkunstwerks von Frau Ciccone. Hier wird sie vor allem als „Queen of Pop“ abgefeiert – ehe dieser Titel endgültig an Lady Gaga, Beyoncé oder Miley Cyrus weiter gereicht wird. Da ist nur so konsequent, sich auf jene Hits zu konzentrieren, die Madonna in den Achtzigerjahren groß gemacht haben und die auch das übliche Stadttheater-Publikum noch von früher kennt.
Trotzdem erschöpft sich der Liederabend nicht allein in erinnerungsseligem Fantum. Er ist ein Plädoyer für einen selbstbewussten Umgang mit Weiblichkeit, ja: mit Geschlechterrollen insgesamt und möchte doch in erster Linie gut unterhalten und nicht so sehr anecken. Das wiederum gelingt ihm hervorragend und mit feiner Ironie. Das Publikum dankt’s mit viel Szenenapplaus. Auch wenn das Knallig-Kämpferische von Madonna hier manchmal etwas zu getragen ankommt.
Natürlich darf das legendäre Korsett mit kegelförmigem BH von Jean-Paul Gaultier nicht fehlen. Der gehörte 1984 ja noch zu „Like a Virgin“ und wird hier von einem Mann getragen, der gemeinsam mit einem anderen, in pinke Geschenkpapierschleife gehülltem Schauspieler „Material Girl“ singt. Die Madonna von „Like a Virgin“ hingegen sieht hier eher aus wie eine Mischung aus Weihnachtsengel und orthodoxer Heiligenikone. Später, zu „Frozen“, wird Madonna dann mit dem Gabelstapler auf eine riesige Discokugel gehievt, was schon ein wenig an Miley Cyrus’„Wrecking Ball“ erinnert. Dabei kommt dieses Stück später auch noch vor, mit einem leicht schlumpfigen Typ, der auf einem Gerüst schaukelt, an dem eine kleine Discokugel baumelt. Miley Cyrus, so die Botschaft, spielt nicht in einer Liga mit Madonna.
Die wiederum ist so übermächtig, dass es fünf DarstellerInnen braucht, um sie angemessen auf die Bühne zu bringen, zwei Frauen (Annemaaike Bakker und Deniz Orta) und drei Männer (Alexander Angeletta, Ferdinand Lehmann und Justus Ritter). Die musikalische Krönung: Die wunderbare Musikerin Maartje Teussink, bei der Discopop auch gut mal auf einem Cello oder dem Klavier performt werden kann.
Wieder am: 13. & 15. Dezember, Kleines Haus
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