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Ein obskurer Verein namens Uniter

Wegen eines CDU-Funktionärs in Sachsen-Anhalt ist Uniter e. V. in die Schlagzeilen geraten. Was ist das für ein Verein? Und was haben Freimaurer damit zu tun?

Von Sebastian Erb

Das Logo des Vereins Uniter war der Auslöser für die Regierungskrise in Sachsen-Anhalt. Nachdem das Schwertsymbol auf einem Profilfoto von Robert Möritz aufgefallen war und sie auch Fotos fanden, die ihn mit einer großen Uniter-Flagge zeigen, schauten sich Rechercheure die Personalie genauer an. Und siehe da: Der Beisitzer im CDU-Kreisvorstand Anhalt-Bitterfeld war mutmaßlich ein Neonazi.

Seitdem muss sich die CDU fragen lassen, wie sie mit Rechtsextremen in den eigenen Reihen umgeht – und es ist viel von Uniter die Rede. Was ist das überhaupt für ein Verein?

Bei Uniter haben sich vor allem aktive und ehemalige Soldaten, Polizisten und private Sicherheitsleute zusammengeschlossen. Der Selbstdarstellung zufolge ist es lediglich ein karitatives Berufsnetzwerk. Bereits vor einem Jahr berichtete die taz aber über Aktivitäten des Vereins, die dem harmlosen Bild widersprechen: Über ein vom Bundeswehrsoldaten André S. alias „Hannibal“ angeleitetes paramilitärisches Training, über sektenartige Strukturen und auf Verräter ausgesetztes Kopfgeld.

Es ist auch lange bekannt, dass es in Süddeutschland große Überschneidungen von Uniter und einer Prepper-Chatgruppe gab, die Hannibal als Administrator verwaltete. Der rechtsextreme Bundeswehroffizier Franco A., der sich wegen Terrorvorwürfen vor Gericht verantworten muss, war damals bei Vereinstreffen dabei, bei ihm wurde auch ein Uniter-Aufnäher gefunden. Uniter wird zwar nicht vom Verfassungsschutz beobachtet, die Sicherheitsbehörden gehen aber „Hinweisen auf extremistische Bestrebungen“ nach. Im Zuge der Vorgänge in Sachsen-Anhalt berichten nun Medien über weitere CDU-Mitglieder aus Sachsen-Anhalt, die eine Uniter-Verbindung haben.

Weitere CDU-Mitglieder aus Sachsen-Anhalt sollen eine Uniter-Verbindung haben

Dabei muss man wissen: Uniter wurde zweimal gegründet. Das erste Mal im Juni 2012 in Halle, Gründungsmitglieder waren vor allem Kameraden von André S. Dazu kamen einige Männer, die André S. über seine Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge kannte. Ziel war es unter anderem, über den Verein KSK-Soldaten eine billigere Versicherung zu ermöglichen.

Dieser erste Verein hatte eine überschaubare Größe, die Rede ist von etwa 40 Mitgliedern. Zwar wurde seine Auflösung bereits beschlossen, formal existierte er aber noch bis in dieses Jahr hinein. Hannibal ist längst weitergezogen. Im Jahr 2016 hat er noch mal einen Verein namens Uniter gegründet, dieses Mal in Stuttgart. Neben Soldaten gewann er wieder Freimaurer-Brüder, bei der Gründung mitzumachen. Vom ersten Uniter-Verein war nur noch eine Person dabei, ein Bundeswehr-Kamerad von André S. Gründungsvorsitzender wurde Ringo M., damals Mitarbeiter des Landesamts für Verfassungsschutz Baden-Württemberg.

In diesen neuen Verein trat irgendwann Kai Mehliß ein: Oberstleutnant der Reserve, Beisitzer im CDU-Kreisvorstand in Anhalt-Bitterfeld und wie Robert Möritz Mitglied des „Konservativen Kreises“ der Landespartei, der mit der AfD flirtet. Möritz ist auf öffentlichen und internen Druck hin inzwischen aus Uniter ausgetreten.

Wann genau Mehliß sich dem Verein anschloss, ist nicht bekannt. Fest steht: Er verfügt über eine Uniter-Mailadresse, die gewöhnlich Funktionären des Vereins vorbehalten ist, und bei ihm fand vergangene Woche ein Regionaltreffen statt.

Laut dem Generalsekretär der CDU Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, ist auch Mehliß inzwischen kein Mitglied mehr bei Uniter. Nach taz-Informationen gibt es daran aber Zweifel – zumindest nutzt Mehliß weiter seine Uniter-Mailadresse. Auf Anfrage schreibt er: „Ich bin kein Mitglied bei Uniter“ und beantwortet genau wie der Verein selbst keine weiteren Fragen.

Mehliß ist Freimaurer und Vorsitzender einer Loge in Bernburg. Eine ganze Reihe von Uniter-Vertretern ist bei den Freimaurern – sie zeigen diese Verbindung auch gerne. Von einem Ball der von Soldaten geführten American Canadian Grand Lodge im Jahr 2018 liegen der taz Fotos vor, auf denen Uniter-Leute mit Schärpen und Pins mit Vereinslogo abgebildet sind. Die Vereinigten Großlogen von Deutschland e. V., der Freimaurer-Dachverband, hat sich vor Kurzem von Uniter distanziert und eine Unvereinbarkeitserklärung herausgegeben.

Der aktuelle Uniter-Verein distanziert sich regelmäßig von Extremismus aller Art. Auf konkrete Vorwürfe geht er aber in der Regel nicht ein. Oder er versucht, was etwa das paramilitärische Training oder Auslandsaktivitäten angeht, die wahren Vorgänge zu verschleiern.

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