: Rückzug bis Sommer
Die AOK hat eingewilligt, die Kriseneinrichtung der Gapsy in Walle weiter zu finanzieren
VonEiken Bruhn
Die AOK finanziert die Rückzugsräume der Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste (Gapsy) in Walle noch bis zum 30. Juni. Diesen Zwischenerfolg vermeldete am Mittwoch Gapsy-Mitarbeiterin Arnolde Trei-Benker, die sich für den Erhalt des in Bremen einmaligen ambulanten Angebots einsetzt. Dort können Menschen, die sich in einer psychischen Krise befinden, den Abend und die Nacht verbringen.
Die anderen drei Krankenkassen haben ihre Verträge zum Jahresende gekündigt. Damit steht das Angebot nur Patient*innen offen, die bei der AOK versichert sind – oder sie müssen bei ihren Kassen einen Einzelfallantrag stellen.
Die AOK verhandelt jetzt mit der Gapsy weiter darüber, unter welchen Bedingungen eine Weiterfinanzierung über den Sommer hinaus möglich ist. „Wir wollen das erhalten“, sagte am Mittwoch Jörn Hons, Sprecher der AOK Bremen. „Nach unserer Auffassung muss aber klar sein, dass es um eine kurzfristige Entlastung in einer Krise geht.“ Derzeit würden zu viele Patient*innen die Räume als Dauereinrichtung nutzen. „Für die wäre ein stationäres Therapie-Angebot wahrscheinlich sinnvoller.“
Laut Trei-Benker bleiben die meisten Menschen drei Wochen in den Rückzugsräumen. Wer länger als 28 Tage bleiben will, braucht eine Genehmigung der Krankenkasse. In Einzelfällen seien Patient*innen bis zu sechs Wochen geblieben, so Trei-Benker. Nach Vorstellung der AOK geht es laut Hons eher um Zeiträume wie zwei bis drei Nächte.
Die AOK sieht auch Sozialhilfeträger in der Pflicht, das Angebot mitzufinanzieren. Sie ist außerdem im Gespräch mit weiteren Krankenkassen – würden mehr von ihnen mitziehen, wäre vielleicht auch die Auslastung besser. Nach Angaben der Gapsy belegen 120 bis 150 Menschen jährlich die acht Betten in den Rückzugsräumen, die meisten sind AOK-Patient*innen. Es gebe Zeiten, in denen das Haus rappelvoll sei, so Trei-Benker, etwa an Weihnachten.
Derzeit läuft noch eine Online-Petition, die den Erhalt der Rückzugsräume zu den derzeitigen Bedingungen fordert. Wenn es nach der AOK ginge, bliebe nur eine „teure Übernachtungseinrichtung mit einem Mitarbeiter als Aufsichtsperson“, heißt es darin.
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