: Es braucht mehr als eine Fahne
Anlässlich des heutigen Tages gegen Gewalt an Frauen hat die Bürgerschaft eine Flagge für Bremen beschlossen, die Gewalt an Frauen ächtet. Taten seien wichtiger, sagt indes die Landesfrauenbeauftragte
Bremen soll eine eigenen Flagge bekommen, mit der Gewalt gegen Frauen geächtet wird. Das hat am Donnerstag die Bürgerschaft auf Antrag der Grünen beschlossen. Anlass ist der heutige, internationale Tag gegen Gewalt an Frauen.
Die neue Fahne soll die Ziele der Istanbul-Konvention sowie die Ächtung jeder Form von Gewalt an Frauen vermitteln. Mit der Realisierung der Flagge ist der Senat in Zusammenarbeit mit der bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau beauftragt.
Bremens Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm begrüßt das Vorhaben, sagt aber auch: „Symbole sind wichtig, noch wichtiger aber sind Taten.“ Sie fordert die schnelle Umsetzung des Landesaktionsplans gegen Gewalt, den die Bürgerschaft im Frühjahr beschlossen hatte.
Dazu sei, so Wilhelm, eine Koordinierungsstelle mit Personalstellen und Kompetenzen notwendig: „Sie im kommenden Haushalt zu berücksichtigen und schnell einzurichten, ist nun drängende nächste Aufgabe.“ Die Istanbul-Konvention, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, gibt strukturelle Maßnahmen vor, um Frauen und ihre Kinder vor Gewalt zu schützen. Bundesländer müssen demnach eine Gesamtstrategie entwickeln, umsetzen und überwachen.
Im Jahr 2018 hat die Polizei in der Stadt Bremen insgesamt 1.767 Fälle häuslicher Gewalt erfasst, 1.526 der Opfer waren weiblich, das sind 86 Prozent. In Bremerhaven waren es 364 Fälle, davon waren 319 Opfer weiblich – das sind 87 Prozent. Das ist allerdings nur ein Teil: Das Bundesfamilienministerium geht davon aus, dass 80 Prozent der Taten im Dunkelfeld stattfinden.
Anlässlich des Tags gegen Gewalt an Frauen veranstaltet die Bremer Stadtfrauenkonferenz heute ab 17 Uhr eine Kundgebung in der Sögestraße. (taz)
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