heute in bremen: „Europa soll sich als roter Faden durchziehen“
Annette Lang,48, ist Leiterin des International Office an der Uni Bremen und Koordinatorin für das Netzwerk Young Universities for the Future of Europe.
Interview Lotta Drügemöller
taz: Frau Lang, die Uni Bremen will Europäische Universität werden. Was heißt das?
Annette Lang: Die Idee ist, dass Studierende mehr von der europäischen Idee mitbekommen – das Programm geht auf Macrons Rede von 2017 zurück. Europa soll sich als roter Faden durchs Studium ziehen, es gibt mehr Möglichkeiten, in anderen Ländern zu studieren.
Sie bilden mit sieben Partnerunis ein EU-gefördertes Netzwerk. Wie geht das praktisch: Heute studiere ich in Zypern, morgen in Antwerpen?
Das wäre eine Möglichkeit. Vielleicht beginnt das Studium mit einem Semester in Maastricht, dann geht’s zur Sommerschule in Madrid, die Abschlussarbeit wird in Finnland geschrieben. Für alle Unis gibt es digitale Veranstaltungen. Die Studierenden wählen einen Schwerpunkt, für den dann an allen Standorten etwas angeboten wird.
Heute wird auch diskutiert, was die Europäische Universität für Bremen bedeutet. Ich geb’ die Frage mal an Sie.
Podiumsdiskussion: „Eine Europäische Universität entsteht“. 17 Uhr, EuropaPunktBremen
Für das Programm müssen wir uns regional stärker verankern. Die Uni liegt am Stadtrand, das merkt man manchmal zu sehr. Wir wollen mehr Fragen von Gesellschaft, Unternehmen und NGOs integrieren. Die Uni soll sich nicht nur an Studierende richten. Eine Idee sind Challenge Teams: Da stellt etwa eine Behörde ein Problem, das dann von Studierenden und Bürger*innen gemeinsam bearbeitet wird.
Als Schwerpunkt hat das Netzwerk sich Nachhaltigkeit gesetzt. Kann etwas, das mit so vielen Reisen verbunden ist, nachhaltig sein?
Wir haben uns das auch gefragt, als wir in der Antragsphase alle vier Wochen nach Brüssel geflogen sind. Wir müssen uns dafür was überlegen und planen, viel auch digital zu machen. Aber ganze ohne persönliche Treffen funktioniert eine europäische Uni natürlich nicht.
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