Initiative
steht vor dem Aus

Die Finanzierung weiterer Gedenkorte an NS-Massengräbern ist ungeklärt

Für Millionen Opfer gibt es kaum eine würdige Begräbnisstätte

Jeder im 2. Weltkrieg gefallene und aufgefundene deutsche Soldat hat ein Grab gefunden, das vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut wird. Dort liegen auch SS-Männer. Für die weit mehr als zwei Millionen erschossenen und in Massengräbern verscharrten Opfer des Holocaust in Osteuropa gibt es dagegen bis heute kaum eine würdige Begräbnisstätte. Es steht zu befürchten, dass es – von Ausnahmen abgesehen – bei diesem Zustand bleibt.

Das Projekt „Erinnerung bewahren“ wurde 2010 vom American Jewish Comittee ins Leben gerufen. Seit einigen Jahren hat die Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Kooperation mit dem Ukrainischen Zentrum für Holocaust-Studien in Kiew die praktische Umsetzung übernommen. Sein Ziel ist es, ein angemessenes Gedenken für die Opfer des Holocaust in der Ukraine zu schaffen und durch Bildungsarbeit die Erinnerung wachzuhalten. Die Finanzierung erfolgte durch das Auswärtige Amt.

2015 konnten die ersten fünf Gedenkorte im Westen der Ukraine eingeweiht werden, im Juni dieses Jahres drei weitere, wo Tausende Roma von den Nazis ermordet worden waren. Im September erfolgte die Enthüllung von zehn Gedenkstätten an jüdischen Massengräbern in der Zentralukraine. Doch die Einrichtung von Gedenkorten an den rund 2.000 Erschießungsorten und Massengräbern in der Ukraine ist eine Herkulesaufgabe. Sie würde, das bisherige Tempo der Umsetzung vorausgesetzt, noch mehrere hundert Jahre in Anspruch nehmen.

Doch jetzt läuft das Projekt „Erinnerung bewahren“ aus, wie aus dem Auswärtigen Amt zu hören ist. Stattdessen wird im nächsten Jahr eine neue Initiative „Netzwerk Erinnerung“ starten, die lokale Gruppen und Museen mit internationalen Akteuren zusammenbringen soll. Sie schließt neben der Ukraine auch Weißrussland und Russland mit ein. Dabei ist auch die Errichtung von einzelnen Erinnerungsorten, etwa in Odessa, vorgesehen, nicht aber der Bau weiterer Gedenkstätten an den vielen Stätten von Massenerschießungen in der Provinz, wie aus dem entsprechenden Antrag hervorgeht.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge kümmert sich bisher ausschließlich um gefallene deutsche Soldaten. Sollte sich kein internationaler Fonds zur Finanzierung bereit erklären, ist abzusehen, dass die meisten Plätze der Vernichtung vergessene Orte bleiben. Klaus Hillenbrand