Deutscher Starfotograf: Peter Lindbergh ist tot
Mit Schwarzweißfotos von Supermodels wurde der Fotograf berühmt, immer wieder arbeitete er für große Modemarken. Am Mittwoch ist Lindbergh gestorben.
Lindbergh lichtete im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Karriere zahlreiche Supermodels ab, darunter Claudia Schiffer, Naomi Campbell, Linda Evangelista und Kate Moss. „Er hinterlässt eine große Leere“, hieß es auf Lindberghs Profil bei dem Online-Netzwerk Instagram, wo sich die Nachricht von seinem Tode rasch verbreitete. Die deutsche Ausgabe von „Vogue“ würdigte ihn als einen der „größten Fotografen unserer Zeit“.
Erst im Sommer hatte Lindbergh einen Auftrag der bekannten Modezeitschrift abgeschlossen: Die September-Ausgabe der britischen „Vogue“ trägt auf dem Cover 15 Lindbergh-Porträts von „mutigen“, engagierten Frauen – darunter die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg und die berühmte Primatenforscherin Jane Goodall.
Lindbergh wurde am 23. November 1944 unter dem Namen Peter Brodbeck in Polen geboren. Seine Familie wurde nach Deutschland vertrieben und ließ sich in Duisburg nieder. Nach einer Lehre als Schaufensterdekorateur und einem Malerei- und Designstudium in Krefeld arbeitete er zunächst als Werbefotograf. Seinen Durchbruch hatte Lindbergh dann 1978 mit einer Modefoto-Strecke für den „Stern“.
Mode wurde auf seinen Fotos fast nebensächlich
Fotografiegeschichte schrieb er mit einem Bild von sechs späteren Supermodels in weißen Hemden, das 1988 in der „Vogue“ erschien. Danach arbeitete er mit nahezu allen namhaften Designern zusammen. Auf seinen Schwarzweiß-Aufnahmen geriet die Mode fast zur Nebensächlichkeit, wie Kritiker bemerkten.
Zudem definierte Lindbergh den Begriff weiblicher Schönheit neu, er fotografierte Supermodels ungeschminkt und auch mal zerbrechlich. „Peter will, dass du nur du selbst bist“, sagte einmal Karen Alexander, die der Fotograf 1988 als eines der ersten schwarzen Models auf das Cover der „Vogue“ brachte. Das sei „viel schwieriger“, als mit Make-Up und teuren Kleidern zu posieren.
Auf dem Kunstmarkt erzielten Lindberghs Fotografien zuletzt ähnlich hohe Preise wie die von internationalen Starfotografen wie Richard Avedon und Helmut Newton. Eine Porträtserie des Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richards wurde 2014 in London für 150.000 US-Dollar verkauft.
Das Museum Kunsthal in Rotterdam in den Niederlanden widmete Lindbergh 2016 eine große Retrospektive unter dem Titel „A Different History of Fashion“ (Eine andere Geschichte der Mode). Im Jahr 2017 waren die Bilder auch in München zu sehen.
Die Entwicklung der Fotografie sah Lindbergh zuletzt mit Sorge: Die fast schon routinemäßige Bearbeitung von Modeaufnahmen mit Photoshop sei eine „ganz große Tragödie“, sagte er in einem „Spiegel“-Interview von diesem Juni.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin