Cindy Crawford und Co.: Es ging nicht um Schönheit
In „The Supermodels“ erzählen vier legendäre Frauen die Geschichte ihres Erfolgs. Männer sind in dieser Doku über die 80er und 90er zentral.
Auch Models kommen in die Wechseljahre. Die 53-jährige Naomi Campbell beklagt in der neuen Doku-Serie „The Supermodels“ ihre Hitzewallungen und die Ungerechtigkeit, dass Männer die nicht haben.
Männer sind in dieser Doku über Christy Turlington, Cindy Crawford, Linda Evangelista und Naomi Campbell zentral. Die Erinnerungen der vier Frauen an ihre Modelkarriere in den 1980er und 1990er Jahren kreisen um jene Männer, die sie zu dem machten, was sie sind: Designer wie Gianni Versace oder Azzedine Alaia, Fotografen wie Peter Lindbergh oder Richard Avedon.
Auch von Männern, die die Frauen weniger gut behandelt haben, erzählen die vier: Von Modelagenten wie Gérald Marie, Linda Evangelistas Ex-Mann, der wegen Vergewaltigung angeklagt war. Von Designern wie Karl Lagerfeld, der begrüßte, dass osteuropäische Models die Honorare drückten, weil er die Forderungen der Supermodels für überzogen hielt. Von Magazinen, die Naomi Campbell zum Shooting einluden, aber dann doch nur die weißen Models fotografierten.
Die Supermodels wurden von den Fotografen als Superwomen inszeniert. „Irgendwann glaubten wir selbst an dieses Image“, erzählt Cindy Crawford. Und sie begannen sich auch so zu verhalten: mächtig, einflussreich, stark. Vor allem für die Männer der Branche verwandelten sie sich damit in „Supermonster“.
Keine Puppen der Designer
vier Folgen bei
Apple TV+
Ihren Erfolg erklärt Cindy Crawford damit, dass sie als Kollektiv wahrgenommen wurden und agierten: „Es ging nicht um Schönheit. Es ging um Frauen.“ Die Topmodels machten aus den bisher als Puppen der Designer gehaltenen Frauen eigenständige Unternehmerinnen, die ihren Erfolg dazu nutzen, selbstbestimmt durch eine männerdominierte Branche zu gehen. Ganz unantastbar waren die vier dennoch nicht – wie viel sie jedoch preisgeben, wie viel sie verschweigen, lässt sich nicht beurteilen. Die Doku hinterfragt keine ihrer Aussagen.
Mit George Michaels Video zu seinem Song „Freedom! 90“ wurden die Supermodels zu Ikonen weiblicher Autonomie. Diese Unabhängigkeit erkämpften sich die Supermodels selbst – zumindest will die Doku die Erfolgsgeschichte so erzählen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben