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VW muss blechen

Paar hundert Euro für jedes australische Diesel-Opfer: VW stimmt in Australien einem Vergleich zu. Insgesamt sind es dennoch fast 80 Millionen Euro

Der deutsche Autokonzern Volkswagen ist zur Zahlung von bis zu 127 Millionen Australischen Dollar (mehr als 78,8 Millionen Euro) zur Beilegung einer Sammelklage in Australien wegen des Skandals um Dieselemissionen 2015 bereit. Das wurde vor dem Bundesgericht in Sydney am Montag von der Anwaltskanzlei Maurice Blackburn bekannt gegeben. Von Richterseite muss das noch genehmigt werden. VW teilte mit, man habe für die Beilegung kein Schuldeingeständnis gemacht. Der Konzern hat auch zugestimmt, die Anwaltskosten der Kläger zu übernehmen.

Volkswagen werde zwischen 87 und 127 Millionen Australische Dollar zahlen, sagte Anwalt Julian Schimmel. Die Summe hänge mit der Zahl der Teilnehmer an der Sammelklage zusammen. Betroffen sind den Angaben zufolge 100.000 VW-, Audi- und Skoda-Dieselfahrzeuge, die in Australien verkauft wurden.

Volkswagen hat insgesamt 30 Milliarden Euro an Strafen und wegen Zivilklagen weltweit gezahlt, nachdem enthüllt worden war, dass der zweitgrößte Autokonzern der Welt Software in Dieselfahrzeugen installiert hatte, um bei Ausstoßtests zu schummeln. Volkswagen gab im Mai bekannt, man habe eine Milliarde Euro für rechtliche Risiken im Zusammenhang mit dem Dieselskandal beiseite gelegt. Der Konzern ließ wissen, eine weitere Beilegung sei beinahe abgeschlossen, die mit der australischen Wettbewerbs- und Handelsgesetzaufsichtsbehörde ausgehandelt werde. Details davon bleiben vertraulich.

In Deutschland steht der Prozess noch ganz am Anfang. Die Unternehmensführung von Volkswagen hat am Montag zwei Wochen vor Beginn des Musterfeststellungsprozesses die betroffenen Dieselbesitzer auf ein jahrelanges Verfahren eingestimmt.

Zwar habe VW ein Interesse an einem zügigen Verfahren, erklärte ein Sprecher des Konzerns in Wolfsburg. Da das Rechtsinstrument allerdings zum ersten Mal angewendet werde und die unterschiedlichen Sachverhalte komplex seien, rechne Volkswagen mit einer Verfahrensdauer von mindestens vier Jahren. Zugleich bekräftigte der Konzern, dass aus Unternehmenssicht die Kunden keinen Schaden erlitten hätten, „da alle Fahrzeuge im Verkehr genutzt werden können und sicher sind“. (ap)

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