: Großrazzia im Baugewerbe
1.200 Polizisten, Staatsanwälte und Steuerfahnder durchsuchten Räume mutmaßlicher Betrüger
Mit einem Großeinsatz sind Polizei, Justiz, Zoll, Bundespolizei und Steuerfahndung am Dienstag in Norddeutschland gegen Schwarzarbeit auf dem Bau vorgegangen. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft waren insgesamt 1.200 Kräfte beteiligt, um gegen etwa 50 Beschuldigte vorzugehen und rund 110 Wohn- und Firmenräume zu durchsuchen. Schwerpunkte der mehrstündigen Aktion mit 13 Staatsanwälten im Einsatz seien Neumünster und Bad Bramstedt gewesen. Durchsuchungen gab es aber auch in Hamburg und in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Vorwürfe beziehen sich auf schweren Sozialversicherungsbetrug, schwere Steuerhinterziehung, das Einschleusen von Ausländern und Passfälschung. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. Die Ermittlungen richten sich vor allem gegen zahlreiche Firmeninhaber überwiegend ausländischer Herkunft. Sie sollen über mehrere Jahre Arbeiter aus Südosteuropa in Deutschland als Eisenflechter illegal beschäftigt haben. Zur Verschleierung dieser Schwarzarbeit sollen sie ein bundesweit organisiertes Netzwerk von Scheinfirmen genutzt haben.
Dabei seien auch Arbeiter aus Drittstaaten eingesetzt worden, die keine Aufenthaltsgenehmigung haben, hieß es weiter. Gefälschte Pässen hätten sie als EU-Bürger ausgewiesen. Die Durchsuchungen richteten sich daher auch gegen illegale Arbeiter.
Zwei Verantwortliche von Unternehmen wurden festgenommen. Gegen sie waren Haftbefehle ausgestellt worden. Ein Mann sei in Neumünster festgenommen worden, sagte Oberstaatsanwalt Henning Hadeler der Deutschen Presse-Agentur. Die zweite Festnahme gab es in Nordrhein-Westfalen, wo sich der ansonsten auch in Schleswig-Holstein ansässige Gesuchte gerade aufhielt.
Aufgrund sogenannter Vermögensarreste kann die Staatsanwaltschaft von den Beschuldigten insgesamt viereinhalb Millionen Euro einziehen. Das ist der Wert von nicht abgeführten Beiträgen an die Rentenversicherung. (dpa)
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