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Die AfD ist wie ein Klecks Senf

Auf einen Kaffee mit Michaela Herlingová in Zittau

Vor dem Café Kaffee-Kalle am Marktplatz von Zittau sitzt Michaela Herlingová und erzählt davon, wie das Trinationale hier im Dreiländereck inzwischen Alltag ist – aber auch kompliziert. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet, ihre beiden Kinder erziehen sie zweisprachig. „Mittlerweile hat mein Mann auch ein bisschen Tschechisch gelernt. Er ist jetzt so weit wie mein Sohn, auf dem Niveau eines Fünfjährigen.“

2003 schrieb sich Herlingová an der Hochschule in Zittau ein. Im ersten Semester wohnte sie noch in Tschechien, pendelte jeden Tag über die Grenze. „Man musste erst nach Polen, dann nach ein paar hundert Metern nach Deutschland.“ Eine Stunde brauchte sie mit den Kontrollen oft. 2004 kamen Tschechien und Polen in die EU, sie zog ganz nach Zittau. Ende 2007 traten beide Länder Schengen bei, die Kon­trol­len fielen weg. „Mit dem Rad fährt man heute fünf Minuten.“

Herlingová ist Projektleiterin bei Lanterna Futuri, einem Bildungsprojekt, das den deutsch-polnisch-tschechischen Austausch fördert. Jugendliche kommen eine Woche zusammen, um am Ende gemeinsam etwas zu präsentieren, Musik, Theater, Film oder Design. „Jede Gruppe bekommt zwei Übersetzer, aber oft sprechen die Jugendlichen Englisch mit­ein­ander.“

Von den zehn deutschen Gymnasien, die daran teilnehmen, bieten nur drei Tschechisch an. Aber auch in Tschechien sei das Interesse am Deutschlernen zurückgegangen, sagt Herlingová. „Ich finde es schade, mit einem Land eine 800 Kilometer lange gemeinsame Grenze zu haben, und kaum jemand spricht die Sprache.“ Das Projekt ist finanziert vom Land Sachsen und der EU. „Ich mache mir schon Sorgen, was nach den Wahlen ist, wenn Kultur vielleicht nicht mehr so wichtig ist.“

Seit Kurzem wird ein Büro in ihrem Haus an die AfD vermietet, sie hat versucht, dem Vermieter zu erklären, warum die Partei rückwärtsgewandt sei – ohne Erfolg. Die AfD macht nun öfter Grillfeste unter ihrem Fenster, Männer mit Pappteller, Bratwurst und Senf. Das Bild, das ihr zur AfD einfällt, ist deshalb jetzt ein Klecks Senf. „Man darf vor denen auch keine Angst haben“, sagt Michaela Herlingová. Jan Pfaff

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