: Daddeln hält beweglich
Eine spezielle Spielekonsole soll die Fitness älterer Menschen erhalten helfen. Ein Modellversuch in Berlin und Hamburg stimmt die Verantwortlichen zuversichtlich
Körperliche und geistige Fitness kennen keine Altersgrenze, im Gegenteil. Die Spielekonsole „Memore Box“ soll dazu beitragen , der körperlichen und geistigen Fitness von Seniorinnen und Senioren auf die Sprünge zu helfen: Die therapeutischen Videospiele sollen den Alltag in stationären Pflegeeinrichtungen bereichern und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner steigern.
Nachdem die Barmer-Krankenkasse den Einsatz der Memore Box in einem Modellprojekt in Berliner und Hamburger Pflegeeinrichtungen erprobt und einer wissenschaftlichen Begleitung unterzogen hatte, wurde das Projekt im März dieses Jahres auf zunächst 100 Pflegeeinrichtungen im ganzen Bundesgebiet ausgeweitet.
„Die Untersuchung zeigte, dass die Spiele eine präventive und gesundheitsförderliche Wirksamkeit erzielen konnten“, sagt Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer für Schleswig-Holstein, wo nun erst mal fünf Einrichtungen mitmachen, darunter das Domicil-Seniorenzentrum Kirchenallee in Kiel. So seien die Stand- und Gangsicherheit der Teilnehmenden gestärkt worden, Motorik-, Ausdauer und Koordinationsfähigkeiten hätten sich verbessert. „Und durch die gemeinsamen Aktivitäten konnten die sozialen Bindungen und die Kommunikation untereinander gestärkt werden“, so Hillebrandt. Videospiele im Altersheim – das sei kein Widerspruch: „Menschen haben einen natürlichen Spieltrieb, in jedem Alter. Eine gute Voraussetzung auch für digitale Projekte.“
Die Spiele werden über Körperbewegungen gesteuert, die von einer Spezialkamera aufgenommen werden. So kann im Stehen oder Sitzen gespielt werden – auch im Rollstuhl. Entwickelt hat die Memore Box das Hamburger Unternehmen Retro Brain R & D.
Den „Gründungsimpuls“ für die Firma beschreibt Gründer Manouchehr Shamsrizi so: Man habe Seniorinnen und Senioren in die Lage versetzen wollen, gemeinsam Spaß zu haben, und sich dabei noch gesund zu halten. „Dazu verbinden wir modernste Technologie mit praktischem Erfahrungswissen und dem Stand der Forschung aller relevanten Disziplinen.“
Die Humboldt-Universität zu Berlin, die seit 2016 die präventiven und gesundheitlichen Aspekte des Videospielens für Seniorinnen und Senioren in Berlin und Hamburg auswertet, wird auch das bundesweite Präventionsangebot der zweiten Phase wissenschaftlich begleiten.
„Mit dem Ausbau des Projektes möchten wir dieses innovative Angebot im Pflegealltag weiter testen, um die Lebensqualität aller Beteiligten gesundheitsförderlich zu gestalten“, so Barmer-Landeschef Hillebrandt. (taz)
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