: „Olés“, Wut und viel Blut
Erstmals seit 2017 sind auf Mallorca wieder Stiere ritualisiert getötet worden. In Spanien bleibt damit nur noch eine Region, in der eine Art Stierkampfverbot gilt
Von Emilio Rappold, Madrid
Kurz bevor auf Mallorca das Blut von insgesamt acht Bullen unter dem Jubel von Tausenden floss, gab es Beschimpfungen, Pfiffe und auch Tränen. Auf der spanischen Ferieninsel feierte der Stierkampf am späten Freitagabend trotz wütender Proteste von Tierschützern ein Comeback. Bei der ersten „Corrida de Toros“ nach zweijähriger Pause waren die Tribünen der 11.600 Zuschauer fassenden Arena in der Inselhauptstadt Palma mit 9.000 Fans gut gefüllt.
Vor der Arena hatten sich rund 400 Menschen versammelt, um lautstark gegen die blutige Show zu protestieren. Sie schlugen auf Töpfe, beschimpften knapp 30 Stierkampffans, die eine „Gegendemo“ organisierten, als „Mörder“ und skandierten Slogans wie: „Kultur ist nicht Tortur“.
Nach dem Tod des ersten Stiers durch den im grünen Glitzeranzug gekleideten Starmatador Morante de la Puebla, der mit seinem Degen fünf Versuche benötigte, lief ein Flitzer aus Protest in die Arena. „Corridas never again“ war auf seiner nackten Brust in schwarzen Lettern zu lesen. Unter Schimpfkanonaden der Fans wurde der junge Mann aber sehr schnell von Ordnern wieder hinausgezerrt.
Ende 2018 hatte das Verfassungsgericht in Madrid in Teilen ein balearisches Gesetz aus dem Jahr 2017 gekippt, das die linke Regionalregierung durchgebracht hatte und das unter anderem die Verletzung oder Tötung der Stiere untersagte. Dieses Verbot wurde wieder aufgehoben. Die Begründung der Richter: Da der Stierkampf 2013 zum nationalen Kulturgut erklärt worden sei, könne nur der Zentralstaat über solche Verbote entscheiden. Die Regionen dürfen demnach nicht eigenmächtig solche Beschlüsse fassen. Der Tod des Stiers am Ende des Kampfs sei unabänderlicher Bestandteil des Spektakels, so die Richter.
Mit Mallorca fiel eine der letzten stierkampffreien Bastionen Spaniens. Schon 2016 hatte die Justiz ein in Katalonien seit 2010 geltendes Stierkampfverbot gekippt. Die Kanaren sind die einzige Region, in der noch eine Art Stierkampfverbot gilt. Auf den Atlantikinseln gibt es aber auch keine Tradition des Spektakels, kein Interesse. Die letzte Corrida fand dort 1984 statt. (dpa)
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