die drei fragezeichen
: „Performance hauptsächlich im Netz“

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Sören Musyal,

Jahrgang 1989, arbeitet als freier Journalist. Gemeinsam mit Patrick Stegemann arbeitet er an einem Buch zur Neuen Rechten im Netz.

1 taz: Herr Musyal, der Verfassungsschutz hat die „Identitäre Bewegung“ (IB) diese Woche offiziell als rechtsextrem eingestuft. Sie recherchieren, wie die IB im Netz auftritt. Was sind Ihre Befunde?

Sören Musyal: Die Performance findet hauptsächlich im Netz statt. Es gibt natürlich auch Offline-­Aktionen, aber unsere Beobachtung ist, dass auch diese stets auf das Online-Publikum zielen. Die bekanntesten sind die Besetzung des Brandenburger Tors und „Defend Europe“, die auf beiden Ebenen funktionieren. Es gibt aber auch Aktionen, bei denen gar kein Publikum zugegen ist. Das Ziel ist stets: Aufnahmen zu machen und dann auf den ­Social-Media-Kanälen zu verwerten.

2Funktioniert die Vermarktungslogik?

Ja. Inzwischen geht man davon weg, die Identitären bei ihrem selbstgewählten ganzen Namen zu nennen, weil allein das schon eine Lüge ist, wenn man so will. Die aktuellen Zahlen liegen bei 600 Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland. Das ist ja beileibe keine Bewegung, – wie Pegida zum Beispiel, die über einen längeren Zeitraum mehrere Tausend Leute mobilisieren konnte.

3 Sehen Sie ein Vernetzungspotenzial zu anderen rechtsextremen Gruppen oder Parteien wie der AfD?

Es gibt Vernetzungen. Zwar existiert ein Unvereinbarkeitsbeschluss, aber da heißt es nur, wer Mitglied der Identitären ist, kann nicht AfD-Mitglied sein. Das heißt nicht, dass man auf einer eher inoffizielleren Ebene nicht miteinander kooperieren kann. So hat zum Beispiel ein AfD-Abgeordneter in Hessen ein einschlägig bekanntes Jugendzentrum in Halle gekauft, in dem die Identitären sitzen. Und der Bundesvorsitzende der Identitären hat für einen AfD-Abgeordneten gearbeitet. Intv.: Anna Grieben