piwik no script img

Ohne Fahrer in die Zukunft

Hamburger Hochbahn testet in der Hafencity den ersten autonom fahrenden Kleinbus im Praxisbetrieb

„Wir müssen lernen, lernen, lernen“

Jan Voss, Projektleiter bei Siemens

Von Sven-Michael Veit

Überflüssige Ausstattung wie Gas- und Bremspedale oder ein Lenkrad hat er nicht, dafür Kameras, Radar und Geschwindigkeitsmesser: Der erste selbstfahrende Elektro-Kleinbus, der am gestrigen Mittwoch in Hamburg vorgestellt wurde, soll ab nächster Woche die ersten Probefahrten absolvieren. Zunächst soll er mit einem Fahrzeugbegleiter und mit 15 Stundenkilometern auf einem Rundkurs mit fünf Haltestellen durch die Hafencity fahren: Am Sandtorkai, Am Sandtorpark, Am Dalmannkai und Großer Grasbrook sind seine Straßen, ab 2021 kommt der Kaiserkai mit der Station Elbphilharmonie hinzu.

Zwei Jahre lang wird der autonome Kleinbus für bis zu zehn Fahrgäste im Entwicklungs- und Forschungsprojekt HEAT (Hamburg Electric Autonomous Transportation) im Straßenverkehr getestet. Danach soll er ohne Fahrer und mit 50 Stundenkilometern autonom und mit Passagieren auf dem 1,8 Kilometer langen Kurs unterwegs sein. Durch die Hafencity gesteuert wird der Shuttlebus von acht mit Technik vollgepackten Masten.

Auf dem Rundkurs werden während des Probebetriebs „viele Entwickler in Warnwesten und mit Laptops unterwegs sein. Denn wir müssen lernen, lernen, lernen“, sagte Jan Voss, Projektleiter bei Siemens. Das Unternehmen hat die E-Busse für die Hamburger Hochbahn entwickelt.

Die Erkenntnisse im Praxistest sollen der Weiterentwicklung dienen, denn noch sei gar nicht sicher, ob sich autonomes Fahren mit ganzen Flotten in Metropolen durchsetzen werde, sagte Hochbahn-Chef Henrik Falk. Aber weltweit gebe es Druck auf das Thema, und Hamburg wolle vorn dabei sein. „Es bietet eine Perspektive, attraktive Angebote zu machen, – gerade für Tageszeiten und Gebiete, in denen konventionelle Lösungen heute wirtschaftlich an ihre Grenzen stoßen.“

Während der Probephase wird der fünf Meter lange Bus von der Leitstelle der Hochbahn überwacht. Diese kann im Notfall per Knopfdruck das Fahrzeug stoppen, Türen öffnen und über Funk mit den Fahrgästen reden, so Jürgen Druve von der Leitstelle. Neben den technischen Herausforderungen gehe es auch darum, wie das Fahrzeug in der Öffentlichkeit angenommen wird, sagte Hochbahn-Chef Falk. Das würde er zu gerne bald wissen, denn 2021 findet in Hamburg Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme statt.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen