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Treuer als treu

Zum 15. Mal feiert sich in Hamburg die „Turbojugend“ aus aller Welt

Von Robert Matthies

Vor zwei Jahren mussten sie ihren „Godfather“ zu Grabe tragen. 30 Jahre lang stand Ex-Seemann Herbert Stender in seiner Kneipe „Schlemmer-Eck“ auf St. Pauli hinterm Tresen: der Wallfahrtsort der „Turbojugend“ der ganzen Welt – Stender war der Einzige von ihnen, der eine Kutte mit goldenem Schriftzug trug. Kurz vor den wichtigsten Feiertagen von Fans der norwegischen „Death Punks“ Turbonegro, den „Welt-Turbojugend-Tagen“, erlitt er Anfang August 2017 78-jährig einen Herzinfarkt.

Drei Jahre zuvor hatte er sich noch ein Turbojugend-Tattoo stechen lassen: eine Meerjungfrau mit schwarzer Lederkappe. Letztere kürte die Band einst zum Symbol, weil Homosexualität das Einzige zu sein schien, womit man die norwegische Black-Metal-Szene noch provozieren konnte.

Mit dem Verlust von Paten haben die also in Jeanskutten und schwarze Lederkappen gewandeten Turbojugendlichen Erfahrung. Der einstige Sänger der Norweger, Hank von Helvete, entpuppte sich 2010 endgültig als zu spinnert für den Job: Der Ex-Heroinsüchtige hatte sich erst zum tief gläubigen Christen und dann in einen Scientologen verwandelt und arbeitet nun an seinem Operating-Titan-Level, aber nicht mehr bei Turbonegro.

Zumindest bleibt den Turbojugendlichen, was sie sich selbst aufgebaut haben – fast jeder Winkel der Welt beheimatet ein „Chapter“ des Fanklubs und seit 2004 treffen sie sich alle jedes Jahr auf dem Hamburgs Kiez, wo einst im Anschluss an ein Turbonegro-Konzert im Klubhaus des FC St. Pauli die erste Turbojugend gegründet wurde.

Drei Tage lang feiern sie dieses Jahr, mit Konzerten unter anderem mit The Dwarves, TankZilla, Nick Oliveri, Honningbarna und natürlich Turbonegro. Zwischendurch gibt es alles, was das Turbojugendherz begehrt: Brauerei-Tour, Minigolf-Krieg und eine „Turbo Cruise“ auf der Elbe.

Do, 1. 8., bis Sa, 3. 8., Hamburg, u. a. Millerntorstadion, Molotow und Große Freiheit 36; facebook.com/weltturbojugendtage

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