das portrait: My Linh Tranist Weltmeisterin im Tischfußball
Begonnen hat alles in einem irischen Pub: Ihr Freund Tobias zog My Linh Tran erst abends in die Kneipe zum Kickern, später mit in den Verein. Sechs Jahre später hat die Hamburgerin zusammen mit Teamkollegin Lilly Andres Anfang Juli Gold im Damendoppel geholt und Silber in der Teamdisziplin für die deutsche Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften im spanischen Murcia gewonnen.
Die gebürtige Darmstädterin zog 2013 nach Hamburg und spielt dort für den FC St. Pauli. Anfangs war es für Tran aber ausschließlich zum Spaß: „Ich hätte niemals gedacht, dass man Tischfußball als richtigen Sport betreiben kann“, sagt sie. Doch schnell merkte Tran, dass in dem Kneipenzeitvertreib viel mehr steckt. Wie bei jeder anderen Sportart muss auch sie Techniktraining machen, ihre Schüsse und Pässe immer wieder durchführen, damit die Bewegungen auch unter Druck sitzen.
Zwischenzeitlich wohnte Tran in Bremen. Ob es am falschen Studiengang oder am eigenen Schlüssel für den Tischfußballverein „Roter Stern“ lag: „Dort packte mich die Leidenschaft fürs Kickern“, sagt Tran. Hamburg ist für sie dennoch die absolute Kickerstadt, fast in jeder Kneipe gebe es einen Kickertisch und St. Pauli sei ein toller Einstieg in die Community. Seitdem spielt sie oft im „Kixx“, eine Kicker-Location in Altona, und im „Side-Kick“, ein Verein in Harburg. „Die letzten drei Jahre habe ich dort verbracht“, meint sie und lacht. Nebenbei studiert die 24-Jährige Betriebswirtschaftslehre im 5.Semester und arbeitet bei einer Schachschule. Auch in dieser Disziplin war sie zehn Jahre lang erfolgreich.
Für Tran war es die erste WM. Qualifiziert hat sie sich als zweitbeste Deutsche auf der Weltrangliste im Doppel. Dadurch durfte sie sich ihre Partnerin aussuchen. Für Lilly Andres war es bereits die zehnte WM. Jedes Spiel zu genießen und im Kopf voll da zu sein, ist für Tran der Schlüssel zum Erfolg. „Mentale Stärke entscheidet viel“, sagt sie. Als nächstes möchte Tran ihren Titel 2021 in Nantes verteidigen und im offenen Spiel gegen die Männer antreten. Während die meisten Frauen hinten, also im Tor, spielen, will sich Tran als Stürmerin vorne beweisen. Katharina Gebauer
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