: Malta lässt Schiff doch einfahren
Das NGO-Schiff „Alan Kurdi“ hat 65 aus Seenot Gerettete an Bord
Die Irrfahrt des Rettungsschiffs „Alan Kurdi“ im Mittelmeer ist beendet. Am frühen Sonntagabend erklärte sich Malta bereit, alle 65 MigrantInnen an Bord des deutschen Rettungsschiffes an Land zu lassen. Die Menschen würden umgehend auf andere europäische Länder verteilt, teilten die Behörden Maltas nach Gesprächen mit der EU-Kommission und Deutschland mit.
Nach einer Lösung hatte es zunächst nicht ausgesehen. Nur wenige Stunden vor der Erlaubnis hatte ein Sprecher des maltesischen Militärs dem Schiff der Organisation Sea Eye die Einfahrt in maltesische Gewässer untersagt. Lediglich drei in der Hitze kollabierte Personen wollte Malta zunächst an Land lassen. Die „Alan Kurdi“ hat die Menschen laut eigenen Angaben in internationalen Gewässern vor Libyen von einem Schlauchboot gerettet. Die Hälfte der Geretteten sei minderjährig. Der Jüngste von ihnen sei zwölf Jahre alt.
Das 38 Meter lange frühere DDR-Forschungsschiff hatte am Vortag vor Lampedusa auf die Erlaubnis gewartet, in den Hafen der italienischen Mittelmeerinsel einzulaufen. „Auf keinen Fall“, hatte Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini vorgegeben. Daraufhin drehte das Schiff am Abend notgedrungen in Richtung Malta ab, wo es am Sonntagnachmittag ankommen sollte.
Erst in der Nacht auf Sonntag hatte sich das NGO-Rettungsschiff „Alex“ unter Erklärung des „Nothafenrechts“ dem Verbot widersetzt, in Lampedusa einzufahren. Die 46 aus Seenot Geretteten an Bord des Segelschiff der italienischen Hilfsorganisation Mediterranea gingen an Land, die „Alex“ wurde nach Angaben des italienischen Rundfunks beschlagnahmt.
Es ist das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass ein Schiff Salvini trotzt: Vor einer Woche erst hatte die deutsche Kapitänin Carola Rackete das NGO-Schiff „Sea-Watch 3“ in den Hafen von Lampedusa gelenkt und war daraufhin festgenommen worden. Inzwischen ist sie wieder frei, muss sich aber weiter vor Gericht verantworten. Salvini hatte die Sea-Watch-Kapitänin in den sozialen Medien unter anderem eine „Piratin“ und „Gesetzesbrecherin“ genannt. Deshalb hatte Racketes Anwalt Alessandro Gamberini am Freitag angekündigt, Salvini wegen Verleumdung zu verklagen.
Am Samstag hatte Salvini Post aus Berlin bekommen – nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen hatte sein Amtskollege Horst Seehofer ihm geschrieben und an ihn appelliert, die Häfen wieder zu öffnen. Salvini jedoch hatte das am Samstagabend abgelehnt.
Am selben Tag haben in ganz Deutschland Tausende Menschen aus Solidarität mit den Seenotrettern für die Rechte von Schiffbrüchigen und Geflüchteten demonstriert. Aufgerufen zu den Aktionen hatte die Organisation Seebrücke. Besonders viele DemonstrantInnen versammelten sich in Hamburg und Berlin: laut Polizei jeweils rund 3.000. Sie forderten ein offenes Europa, solidarische Städte und sichere Häfen. (dpa, rtr, epd)
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