Start-up für Periodenslips: Mit Herzblut für eine Unterhose

Zwei Berlinerinnen haben ein Start-up für Unterwäsche gegründet, die Tampons und Binden während der Periode überflüssig machen soll.

Drei Unterhosen hängen an der Leine

Periodenschlüpfer Foto: Stefanie Loos

Menstruationscups, Biotampons, Menstruationsschwämmchen: Nachhaltige Perioden-Produkte sind auf dem Vormarsch. Lange blieben Innovationen der herkömmlichen Produkte aber aus. Dass die Periode, die so viele Frauen jeden Monat betrifft, so tabuisiert wird, hat die Berlinerinnen Kristine Zeller und Kati Ernst schockiert. Sie beschlossen, dass es Zeit für eine Veränderung sei, und gründeten Ende 2018 das Start-up Ooshi, das waschbare Periodenunterwäsche anbietet – für den deutschen Markt ein Novum.

Optisch unterscheiden sich die Periodenschlüpfer nicht von herkömmlichen Slips. Es gibt sie auch in verschiedenen Modellen. Einziger Unterschied: sie sind auslaufsicher. Sie fangen Blut auf, aber auch Urin oder Schweiß. „Viele Frauen tragen Ooshi zum Beispiel auch zum Sport“, erzählt Zeller.

Tatsächlich haben die Ooshi-Unterhosen eine spezielle Struktur: Die körpernächste Schicht ist aus Merinowolle. Sie trocknet schnell und macht sich die bakterienhemmende Wirkung der Wolle zunutze. Die mittlere Schicht besteht aus Fasern auf Silberbasis, die das Entstehen von unangenehmem Geruch verhindern. Die äußerste Schicht ist eine flüssigkeitsundurchlässige Membran – quasi als Fleckenschutz.

Der Praxistest aufs Exempel: Tatsächlich, zieht man die Unterhose an, spürt man, trotz der vielen Schichten, nur eine kleine Verdickung im Schrittbereich. Der Stoff fühlt sich bequem an und nicht so, als würde man darunter schnell unangenehm ins Schwitzen geraten.

Der Periodenschlüpfer will vor allem auch ein grünes Produkt sein: Eine durchschnittliche Frau verwendet in ihrem Leben 12.000 Tampons. Auch Binden und Slipeinlagen macht Ooshi überflüssig.

Noch nicht optimaler Fußabdruck

Was die Produktion angeht, ist der CO2-Fußabdruck allerdings noch nicht ganz optimal: Die Prototypen der Unterhosen werden zwar in Berlin produziert, die Kollektion wird allerdings in Portugal hergestellt. Dabei werde auf faire Produk­tionsbedingungen geachtet, was die Unterhosen wiederum vergleichsweise teuer macht: Zwischen 38 und 45 Euro kosten die Schlüpfer, mindestens fünf brauche man für eine Periode, sagen die Entwicklerinnen.

Der Nachhaltigkeitsaspekt ist das eine – das Tabu um die weibliche Periode das andere Thema, das die beiden Frauen umtreibt. „Besonders der Aspekt des female empowerment beschäftigte mich“, so Ernst, die das erste Mal von einer Bekannten aus den USA von den sogenannten period panties, den Periodenschlüpfern, hörte.

Ernst fand das Produkt so spannend, dass sie es unbedingt selbst ausprobieren musste: „Dann habe ich im Internet recherchiert und gemerkt, dass es period panties in Europa gar nicht gibt.“

Positiver gesellschaftlicher Einfluss

Schon länger, sagen Zeller und Ernst, hätten sie den Wunsch verspürt, positiv gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen. Laut dem Female Foun­ders Monitor 2019 ist das für viele Gründerinnen die Motivation, ein eigenes Start-up zu gründen (49,6 Prozent). Aber auch der Gewinn von Unabhängigkeit spielt für viele eine Rolle (88 Prozent).

Kristine Zeller und Kati Ernst von Ooshi im Bild

Ooshi-Gründerinnen Kristine Zeller und Kati Ernst Foto: Stefanie Loos

So auch für Kristine Zeller und Kati Ernst. Beide wünschten sich einen anspruchsvollen Beruf, der sich auch mit ihrem Alltag als Mütter von insgesamt fünf Kindern vereinbaren lässt. Ein eigenes Business aufzubauen schien perfekt. ,,Wir arbeiten sicher mehr Stunden als vorher, aber flexibel, wann und wo wir wollen. Unsere Kinder werden von einem Netzwerk an Unterstützern erzogen'‘, so Kati Ernst. Ganz unabhängig von den Kindern arbeiten sie mal von zu Hause – und vor allem abends.

Um sich die Strukturen zu ermöglichen, die sie in ihrem Leben benötigen, kündigten die beiden Berlinerinnen ihre Jobs in leitender Funktion bei Zalando und als Unternehmensberaterin bei McKinsey. Zusammen mit Expert*innen testeten sie verschiedene Modelle der Periodenunterwäsche aus dem Ausland und entwickelten sie weiter zu ihrem eigenen Produkt.

Ernst und Zeller bewerben die Unterhosen durchaus mit geschmackvollen Bildern, die genauso für die Vermarktung herkömmlicher Unterwäsche genutzt werden könnten. Die Vermarktung läuft über Social-Media-Kanäle, zudem gingen die beiden Frauen auch ganz analog auf verschiedene Veranstaltungen, um ihr Produkt vorzustellen.

Auf Crowdfunding gesetzt

Um die Finanzierung zu sichern und einen Unterstützerkreis aufzubauen, setzten sie auf Crowdfunding. Die Kampagne brachte Ooshi 48.000 Euro ein – obwohl das Ziel eigentlich nur bei 10.000 Euro lag. Zusätzlich erhielt das Start-­up eine Förderung der Investitionsbank Berlin Brandenburg. Eine sogenannte Angel-Seed-Finanzierung – die oft risikoreiche Anschubfinanzierung durch einen Investor – war daher nicht mehr nötig.

Das Produkt komme auf dem Markt gut an, sagen Ernst und Zeller, der Onlineshop laufe. „Am Anfang haben wir eine für uns sehr hoch erscheinende Anzahl von Unterhosen produzieren lassen, doch die haben nicht genügt. Die erste Lieferung war schon im Vorverkauf ausverkauft, die zweite dann bei der Lieferung'', so Kristine Zeller. Jetzt wollen sie auf monatliche Bestellungen umstellen, sodass die Produkte immer verfügbar sind. Der Großteil der Kundinnen sei zwischen 30 und 40 Jahre alt. „Aber auch junge Mädchen, die das erste Mal ihre Periode haben, oder ältere Frauen in den Wechseljahren nutzen das Produkt“, so Zeller.

Doch Ooshi trifft nicht nur auf Befürworter. Nach einem RBB-Beitrag über das Start-up wurde auf dem Facebook-Kanal der Abendschau heftig diskutiert. „Es gab zwei Lager. Die einen standen unserem offenen Umgang mit dem Thema Periode sehr negativ entgegen, die anderen haben sich jedoch sehr stark für uns eingesetzt'‘, so Ernst.

Von Kritik wollen sich die beiden aber nicht abschrecken lassen. Noch spricht Ooshi zwar vor allem den hiesigen Markt an, die Website ist bisher nur auf Deutsch verfügbar. Zeller und Ernst wollen aber auch in anderen Ländern mit Tabus brechen – die period panties sollen in Europa Schule machen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.