heute in bremen
: „Vor allem fehlt es an Anerkennung“

Foto: Lukas Klose

Seraina Herbst, 19, ist Studentin an der Uni Bremen und Mitglied des Kollektivs „a Raum“

Interview Simone Schnase

taz: Frau Herbst, wer verbirgt sich hinter der Hulsberg Crowd?

Seraina Herbst: Gruppen, Kollektive, Einzelpersonen, Kreative, BI’s, die Stadtteilgenossenschaft, die Initiative „Einfach Einsteigen“, kleine Ateliers, Leute, die nähen oder Kunst schaffen – und wir: Wir sind entstanden aus dem Studierenden-Seminar „Kulturraum für Alle?!“ und wollen jungen Kunst- und Kulturschaffenden eine Plattform geben und Kulturveranstaltungen organisieren.

Ihre Tage am Hulsberg sind allerdings gezählt …

Ja. Bis zum dritten Juli muss alles geräumt sein – dann soll abgerissen werden. Am kommenden Wochenende machen wir noch Abschlussaktionen und eine Ausstellung. Und danach ist’s vorbei.

Und was geschieht dann mit Ihnen?

Wir können momentan einen kleinen Leerstand am Dobben nutzen, andere haben ebenfalls Möglichkeiten bekommen, aber sehr viele leider auch nicht. Die sind künftig ohne Raum.

Dass Sie die Räume am Schwarzen Meer nur temporär nutzen dürfen, war aber von vornherein klar, oder?

Ja, das war auf neun Monate festgelegt. Aber natürlich haben wir gehofft, dass wir länger bleiben dürfen.

Hulsberg Crowd wird von der Zwischenzeitzentrale (ZZZ) koordiniert und organisiert. Ist es gut, dass Bremen die ZZZ hat?

Klar, denn man hat durch sie einen abgesicherten Rahmen, in dem man sich bewegen kann. Aber der ist eben nur temporär. Die ZZZ ist mit der Stadt verbunden, was viele auch kritisieren. Die werfen der ZZZ vor, Handlager der Stadt zu sein.

Vortrag „Urbane Labore als Katalysator von Stadtentwicklungsprozessen“ von Robert Ambrée (Montag Stiftung Urbane Räume) und anschließende Diskussion mit u.a. Seraina Herbst, Senatsbaudirektorin Iris Reuther und HfK-Rektor Roland Lambrette: 19 Uhr, Hulsberg Crowd, Am Schwarzen Meer 142

Und die kümmert sich zu wenig darum, langfristig Räume für Kreative zur Verfügung zu stellen?

Ja. Bremen ruht sich auf der Zwischenzeitzentrale aus. Aber das Dilemma ist der ZZZ ja auch durchaus selbst bewusst.

Was muss geschehen?

Es fehlt hier an Subkultur oder besser: an Raum dafür und vor allem fehlt es an Anerkennung dessen, was getan wird. Viele Studierende machen hier in Bremen ihren Bachelor und gehen für den Master dann woanders hin. Man muss sich doch fragen, warum das so ist.