Zentralrat greift Museum an

taz-Artikel-Retweet sorgt für Zwist zwischen jüdischen Institutionen

„#mustread“: Mit diesem Hinweis hatte das Jüdische Museum am vergangenen Donnerstag die Lektüre eines taz-Artikels empfohlen. Wenige Tage später steht die Kulturstätte im Kreuzfeuer. Der Vorwurf: Unterstützung von Antisemitismus.

Im besagten Artikel hatte die taz einen Aufruf von 240 israelischen und jüdischen WissenschaftlerInnen thematisiert. Sie hatten sich gegen den Beschluss des Bundestags gewendet, der wenige Wochen zuvor die Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) als antisemitisch bezeichnet hatte. BDS setzt sich aus Protest gegen die Besetzung der palästinensischen Gebiete für einen Boykott Israels ein.

Das Museum signalisiere „indirekt Unterstützung für die antisemitische und menschenverachtende BDS-Bewegung“, schreibt der Zentralrat der Juden auf Anfrage der taz. Damit wende man sich „eindeutig gegen die Interessen der jüdischen Gemeinschaft“. Zuvor hatte der Zentralrat bei Twitter in Frage gestellt, ob die Bezeichnung „jüdisch“ für das Museum noch angemessen sei.

Dort fühlen sich die Verantwortlichen hingegen missverstanden. Mit dem Verweis auf den Artikel habe man sich „in keiner Weise gegen den Bundestagsbeschluss positioniert“, so das Museum in einem Tweet am Sonntag. Es sei lediglich auf einen „Diskussionsbeitrag“ der WissenschaftlerInnen hingewiesen worden. Das Museum nutze den Hashtag #mustread als Rubrik für die Presseschau, so das Museum gegenüber der taz. (taz)