: Fahrverbote wirken
Seit einem Jahr müssen Dieselwagen Umwege fahren. Jetzt wird Bilanz gezogen. Der BUND ist recht zufrieden
Von Sven-Michael Veit
Manfred Braasch findet Dieselfahrverbote in Hamburg gut und richtig. „Das seit einem Jahr gültige Fahrverbot für LKW in der Stresemannstraße zeigt, dass die Maßnahme richtig ist und für eine deutliche Entlastung der Menschen sorgt, die an dieser Straße wohnen“, teilte der Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND am Mittwoch mit. In der Max-Brauer-Allee seien die Schadstoffwerte hingegen weiterhin unbefriedigend.
Nach Angaben des BUND sind die Werte für Stickoxide in der Stresemannstraße im Jahresmittel von 47 auf 41 Mikrogramm (µg) pro Kubikmeter Luft, also um fast 13 Prozent gesunken. In der Max-Brauer-Allee sanken die Werte allerdings nur um 2 auf 44 µg und seien zudem aufgrund von Sondereffekten wie Straßensperrungen nicht eindeutig zu interpretieren. „Alle vier Messstationen liegen damit weiterhin über den gesetzlichen Grenzwerten“, stellt Braasch fest.
„Die Fahrverbote wirken“, so lautet das Resümee des BUND Hamburg. Die Auswertung zeige aber auch, dass die derzeitigen Fahrverbote „nicht ausreichend sind, um die Grenzwerte einzuhalten und vor allem, dass sie nicht wieder aufgehoben werden dürfen“, so Braasch. Denn dann würden die Schadstoffwerte insbesondere an der Stresemannstraße von heute auf morgen wieder nach oben schnellen, befürchtet er.
Die Fahrverbote für Diesel-LKW bis Klasse Euro V, die offiziell Durchfahrtsbeschränkungen heißen, waren am 31. Mai 2018 in Kraft getreten. Bis heute sind sie heiß umstritten, vor allem wegen des Ausweichverkehrs in Nebenstraßen. Kritiker sprechen davon, dass die Schadstoffe nicht weniger werden, sondern nur abseits der Luftmessstationen großräumiger verteilt werden.
Anlass für die Verbote war das Diesel-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Februar vorigen Jahres. Dieses hatte Diesel-Fahrverbote in Städten für grundsätzlich zulässig erklärt. Der im Sommer 2017 erstellte Hamburger Luftreinhalteplan sah für diesen Fall bereits vor, rund 580 Meter der Max-Brauer-Allee sowie einen etwa 1,6 Kilometer langen Abschnitt der Stresemannstraße im Bezirk Altona mit „Durchfahrtsbeschränkungen“ für alle Dieselautos und Diesellastwagen bis Abgasnorm Euro V zu versehen. Beide Straßen sind besonders mit Schadstoff belastete Hauptverkehrsadern, seit Jahren liegen die Werte hier über den EU-Grenzwerten.
Die Umweltbehörde von Senator Jens Kerstan (Grüne) will am heutigen Freitag, dem Jahrestag des Durchfahrtsverbots, ihre Auswertung der Maßnahmen vorlegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen