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Werbung wider Willen

Das ZDF strahlt einen Europawahl-Spot der „Partei“ erst nach Änderung aus

„Die nachfolgende Wahlwerbung ist keine Wahlwerbung“, setzt ein Spot der Partei „Die Partei“ ein, den die Zuschauer des ZDF gestern Abend um 22.10 Uhr der anstehenden Europawahl nicht zu sehen bekommen haben. Die Aussage ist natürlich paradox: Wie kann denn Wahlwerbung keine Wahlwerbung sein? Und wer meint eigentlich, dass es sich bei dieser Wahlwerbung eben doch nicht um Wahlwerbung handelt?

In diesem Punkt sind sich die Macher des Videos und das ZDF überraschenderweise einig: In einer ZDF-Pressemitteilung heißt es, bei diesem Spot handele es sich „inhaltlich nicht um Wahlwerbung“. Wie das? Das Video zeigt einen Jungen, der unter Wasser versucht, zurück an die Oberfläche zu paddeln. Ohne Erfolg: 60 Sekunden begleitet ihn die Kamera bei seinem hilflosen Überlebenskampf. Doch der Junge bleibt unter Wasser; das Bild löst sich vom Protagonisten und taucht auf. „Ertrinken dauert so lange wie dieser Film“, ist zu lesen. Das Pro­blem des ZDF: Nirgendwo findet sich ein Verweis darauf, dass es sich um einen Spot der Sonnenborn-Partei handelt. Stattdessen erscheint das Logo der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, von der auch das Filmmaterial stammt.

Handelt es sich am Ende also wirklich nicht um Wahlwerbung? Die Zuschauer bekamen gestern Abend eine geänderte Fassung zu sehen: Kein Wort mehr davon, dass es sich bei dieser „Wahlwerbung um keine Wahlwerbung handelt“ und am Ende das Logo der „Partei“. Mehr wollte das ZDF nicht. Die Aufmerksamkeit bekam letztlich der Wahlwerbespot, der keiner sein wollte. Ohne den medialen Aufruhr um die angedrohte Nichtausstrahlung des Spots hätte „Die Partei“ ungleich weniger Aufmerksamkeit bekommen. Moritz Döring

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