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das portraitAlmuth Schult hält nicht die Klappe

Nacht sich für mehr Gerechtigkeit stark: Almuth Schult Foto: dpa

Darf die das? Almuth Schult hält einer Sportart kritisch den Spiegel vor, die sie beliebt und gekannt gemacht hat. Eigentlich ist der Frauenfußball auf einem guten Weg – sollte man meinen. Aber eine der besten deutschen Spielerinnen ist nicht zufrieden mit dem Status quo. „Wir müssen in Deutschland vielleicht noch mehr Blockaden im Kopf lösen“, meint Schult. Sie findet, dass ihre Sportart unter einem Mangel an Gleichberechtigung leidet. Das hat die Torfrau in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt. Der Vorwurf ist nicht neu. Es kommt nur selten vor, dass Spielerinnen der Güteklasse A ihn laut formulieren.

Fußball ist, wenn man der Mehrheit der Medien, Sponsoren und Zuschauer glauben darf, weiterhin ein Männerding. Dabei sind immer mehr Mädchen und Frauen am Ball. Aber sie spielen in der öffentlichen Wahrnehmung keine Hauptrolle. In dieser Hinsicht tritt der deutsche Frauenfußball im europäischen Vergleich auf der Stelle. Laut Schult liegt das auch am mangelnden Engagement des Deutschen Fußballbundes (DFB). Der profitiert vor allem von der Prominenz seines bestens Männerteams um Bundestrainer Joachim Löw. Die Unterstützung für die Frauen-Nationalmannschaft hält sich in Grenzen. „Oft werden wir Frauen einfach vergessen“, bemängelt Schulz.

Es stimmt. Deutschlands Fußballfrauen gewinnen Titel in Serie, erhalten dafür jedoch eine gedämpfte Wertschätzung und im Vergleich zu den Männern eine geradezu lächerliche Bezahlung. Woran das liegt, wird jetzt aufs Neue diskutiert. Der DFB mag es erfahrungsgemäß nicht, wenn er aus den eigenen Reihen kritisiert wird. Schult hat gerade mit dem VfL Wolfsburg den fünften Pokalsieg in Folge bejubeln dürfen. Der nächste Gewinn der deutschen Meisterschaft steht ebenfalls bevor. In der Nationalmannschaft ist Schult nach der einen oder anderen schwachen Leistung aber unter Beschuss geraten. Eigentlich hält man in solchen Momenten den Ball eher flach und äußert sich kleinlaut. Schult geht einen anderen Weg. Das Medienecho, das ihr Interview ausgelöst hat, dürfte für die 28-Jährige keine Überraschung gewesen sein.

Was für Schult spricht: Sie hat etwas zu sagen und redet fast immer Klartext. Diese Eigenschaft in Einklang mit den Interessen des DFB zu bringen, bleibt knifflig. Es kommt oft vor, dass die kräftige Torhüterin im Nationaltrikot Werbung für den Frauenfußball macht. Sie steht dann neben dem DFB-Maskottchen Paule und soll eine möglichst gute Figur abgeben. Viele dieser Aktionen wirken halbherzig. Ein gemeinsames Training mit den besten deutschen Männern, eine Bezahlung der deutschen Nationalspielerinnen weit weg vom Bafög-Niveau – so ließe sich Rückenwind für die Frauen entfachen, den sie auch wirklich spüren. Damit das klappt, bleibt Schult zu wünschen: so viele Bälle wie möglich halten. Und bloß nicht die Klappe halten. Christian Otto

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