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„Das ist purer Kapitalismus“

Den Fahrdienst Uber sollte man abschaffen, findet der 28-jährige Taxifahrer Yusuf Kurucelik

Taxiprotest in Berlin

Am Mittwoch streikten Taxifahrer in rund dreißig deutschen Städten. Sie kritisierten das neue Eckpunktepapier des Bundesverkehrsministeriums, das unter anderem die Rückkehrpflicht für Mietwagen abschaffen soll. Die Fahrer befürchten nun noch stärkere Konkurrenz von gewerblichen Anbietern wie Uber. In Berlin fuhren etwa 5.000 Taxis im Schritttempo in einer Sternfahrt aus drei verschiedenen Richtungen auf das Brandenburger Tor zu. Dabei kam es zu zahlreichen Staus auf den Straßen, die Taxi-Demo sorgte für Chaos am Flughafen Tegel. Auf der Abschlusskundgebung sprach auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). (anm)

Interview Anima Müller

taz: Warum demonstrieren Sie heute hier?

Yusuf Kurucelik: Uns nervt, dass die Rückkehrpflicht für Mietwagen abgeschafft werden soll und die Uber-Fahrer keine Prüfung ab­legen müssen wie wir. Ich bin seit eineinhalb Jahren Taxifahrer. Meine Kollegen und ich haben viel für die Prüfung gelernt. Nun werden wir, die einen Taxiführerschein gemacht haben, in die zweite Reihe gestellt. Die Uber-Fahrer, die nichts gelernt haben, verdienen besser oder kommen leichter an Arbeit.

Bedroht das neue Eckpunktepapier Ihre Branche?

Das neue Gesetz spielt mit unserer Existenz. Wir Taxifahrer werden nicht gefragt und sollen das hinnehmen. Unser Umsatz ist schon jetzt dramatisch gesunken. Früher haben wir eine halbe Stunde auf einen Auftrag gewartet, jetzt warten wir ein bis zwei Stunden. Unseren täglichen Umsatz haben wir vor einem Jahr noch in 8 Stunden erreicht. Mittlerweile brauchen wir 9 bis 10 Stunden, um auf eine lächerliche Summe zu kommen.

Kritisieren Sie dafür gewerbliche Anbieter wie Uber?

Uber sollte abgeschafft werden. Die Fahrer sind mittlerweile so dreist, dass sie zum Flughafen Tegel kommen und da Gäste einladen, wo die Taxifahrer sein sollten. Wir müssen – auf gut Deutsch gesagt – wie Hunde dabei zusehen, wie uns das Brot genommen wird. Und dem Unternehmen geht es um Marktbeherrschung. Was hat Uber davon, dass eine Fahrt in Berlin 5 Euro kostet? Da macht ein Unternehmen Miese. Ein Fahrgast aus Sydney erzählte mir neulich, dass die Preise erhöht werden, nachdem die Konkurrenz ausgeschaltet ist. Das ist purer Kapitalismus.

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