: Motorradfahren im Altenheim
In einem Bremer Altenheim zocken SeniorInnen an einer Spielekonsole. Die BewohnerInnen sind Teil einer bundesweiten Studie, die untersucht, ob Videospiele die Gesundheit älterer Menschen fördern können
Das Bremer Altenheim Johanniterhaus nimmt an einer Studie teil, in der in bundesweit 100 ausgewählten Pflegeeinrichtungen untersucht wird, ob digitale Videospiele die Gesundheit Älterer fördern können. Zum Einsatz kommt hierbei eine sogenannte „Memore-Box“, die ein Hamburger Unternehmen entwickelt hat.
Die alten Menschen können damit Denkaufgaben lösen, kegeln, Tischtennis spielen, tanzen, singen, Briefe austragen oder auf dem Motorrad eine Spritztour starten. Die Spiele werden über eine spezielle Konsole gespielt: Die SeniorInnen spielen dabei stehend oder sitzend vor einer großen Leinwand, eine eingebaute Kamera liest deren Bewegungen und Gesten. Wer beispielsweise bei der Motorradtour mitmachen will, steht vor der Box oder setzt sich auf einen Stuhl und verlagert sein Gewicht nach links oder rechts, um sich so in die Kurven zu legen. Auf diese Weise lässt sich das Motorrad auf dem Bildschirm steuern. Das geht auch im Rollstuhl problemlos.
„Die Trainingsprogramme fördern körperliche und geistige Fähigkeiten, bringen Menschen zusammen, nehmen auf Entdeckungsreisen mit und sind auf spielerische Art und Weise herausfordernd“, sagt Heike Sander, Geschäftsführerin der Barmer Bremen und Niedersachsen.
Schirmherr für das Projekt ist Bremens Altbürgermeister Henning Scherf (SPD), der als Senior die Memore-Box selbst ausprobiert hat. „Der Spaß hat mich angesteckt“, sagte er. Vor allem das Spiel in der Gemeinschaft habe ihm gefallen; es helfe gegen Einsamkeit und Isolation und biete Tagesstruktur.
Wissenschaftlich begleitet wird das Videospiel-Projekt durch ForscherInnen der Berliner Humboldt-Universität. Ersten Hinweisen zufolge werden durch die Memore-Box die Motorik, Ausdauer und Koordinationsfähigkeit alter Menschen verbessert sowie Stand- und Gangsicherheit der Teilnehmenden gestärkt. Eine Studie mit verlässlichen Ergebnissen soll im kommenden Jahr vorliegen. (epd/taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen