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Ohne Abschluss keine Chance

Weil immer noch viele geflüchtete Jugendliche nicht einmal den Hauptschulabschluss schaffen, will Die Linke sie jetzt ein Jahr länger beschulen – damit sie auch Aussichten auf einen Ausbildungsplatz haben

Kaum ausbildungsreif

Von 792 SchülerInnen in der Stadt Bremen, die 2017/18 einen „Berufsorientierungskurs mit Sprachförderung“ besucht haben, bekamen 66 einen normalen und 347 einen erweiterten Hauptschulabschluss.

In Bremerhaven bekamen 50 von 82 SchülerInnen einen der beiden Hauptschulabschlüsse

VonJan Zier

In Bremen sinkt die Zahl der geflüchteten Jugendlichen, die eine berufsbildende Schule verlassen. Ein Großteil von ihnen erreicht jedoch nicht einmal einen Hauptschulabschluss. Das ergibt sich aus neuen Zahlen, die der rot-grüne Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei veröffentlicht hat.

Am Ende einer zweijährigen Ausbildungsphase haben im Sommer vergangenen Jahres im Land Bremen 874 SchülerInnen den so genannten „Berufsorientierungskurs mit Sprachförderung“ verlassen – vor wenigen Jahren waren es mehr als doppelt so viele, sagt Kristina Vogt, die Fraktionschefin der Linkspartei. In Bremen hatten am Ende des letzten Schuljahres 53 Prozent, in Bremerhaven 61 Prozent dieser Jugendlichen einen einfachen Hauptschulabschluss erworben oder gar die „erweiterte Berufsbildungsreife“, die dem erweiterten Hauptschulabschluss am Ende der 10. Klasse entspricht. Ganze sechs SchülerInnen erhielten einen mittleren Schulabschluss.

Die übrigen bekommen nur ein Abgangs- oder gar nur ein Allgemeines Zeugnis, das ihnen lediglich bescheinigt, dass sie überhaupt in der Schule waren. Sie können die Abschlussprüfung nicht wiederholen, ihre Schulpflicht ist erfüllt. „Das ist ein Riesenproblem“, sagt Vogt, „denn diese Menschen haben praktisch keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“ Sie würden als junge Erwachsene nur in einer Qualifizierungsmaßnahme des Arbeitsamts landen, die eine hohe Abbruchquote aufweise. „Wir verlieren zu viele Leute“, sagt Vogt. Die Linkspartei fordert deshalb, die Qualifizierungsphase der minderjährigen Geflüchteten von zwei auf drei Jahre zu verlängern. Gerade geflüchteten Jugendlichen fehle aufgrund ihrer Geschichte oft Allgemeinbildung.

Die Anfrage der Linkspartei fragt in erster Linie nach den Vorkursen für ZuwanderInnen an den öffentlichen Schulen. „Der Bedarf seit 2015 ist ungebrochen hoch, während zugleich die Versorgung knapp bemessen ist und entsprechende Lehrkräfte schwer zu finden sind“, konstatiert Die Linke – allerdings habe sich die Lage nun „leicht entspannt“, so Vogt.

So besuchten im Sommer 2017 noch 835 GrundschülerInnen im Land Bremen einen solchen Vorkurs, der ihnen Deutsch beibringen soll – im Februar 2019 waren es nur noch 626. Zudem gibt es laut Senat derzeit keine Wartelisten mehr für schulpflichtige Kinder, die einen Kurs benötigen. Dafür sieht die Linkspartei ein anderes Problem: Ist eine Vorkurs-Lehrkraft krank, würden die SchülerInnen oft „nach Hause geschickt“, so Vogt. „In der Regel“ würden die Vorkurse vertreten, sagt der Senat – einen eigenen Vertretungspool für Sprachförderlehrkäfte lehnt er ab.

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