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Schlechte Klimabilanz

NGO Urgewald fordert, dass der Rückversicherer Hannover Rück aus Kohlegeschäften aussteigt. Die Konkurrenz hat damit bereits begonnen

Von Anja Krüger

Trotz hoher Kosten wegen Hurrikanen, Waldbränden und anderer Naturkatastrophen meldete der Rückversicherer Hannover Rück am Donnerstag für das vergangene Jahr einen Gewinn in Milliardenhöhe. Aber dieser wird überschattet von einer schlechten Klimabilanz, kritisiert die Nichtregierungsorganisation Urgewald.

Rückversicherer sind die Versicherer von Unternehmen wie der Allianz oder Axa, bei denen Privatleute und Unternehmen Policen abschließen. Außerdem versichern sie Großprojekte. Konkurrenten von Hannover Rück wie die Schweizer Swiss Re, die deutsche Munich Re und die französiche Scor haben mit Blick auf das Klima den Rückzug aus Kohlegeschäften bereits begonnen. Auch aus Eigennutz, denn Schäden, die der Klimawandel verursacht, kosten sie viel Geld.

Im vergangenen Jahr hat Hannover Re angekündigt, nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die ihre Umsätze zu 25 Prozent oder mehr mit Kohlebergbau oder Kohleenergie machen. „Doch ein reiner Verkauf von Kohleanlagen reicht nicht, der Konzern muss auch in seinem Kerngeschäft als Versicherer Haltung für das Klima beweisen“, sagt Regine Richter, Campaignerin bei Urgewald. Der Betrieb von Kohlekraftwerken steht und fällt mit dem Versicherungsschutz, weil die Anlagen sehr teuer sind. Der Ausstieg anderer Versicherer mache sich bereits bemerkbar, so Urgewald.

Richter kritisiert, dass Hannover Re seit Jahren unter anderem den polnischen Versicherer PZU unterstützt. Die PZU Gruppe versichert 85 Prozent der Braunkohleminen und 70 Prozent der Braunkohleminen in Polen. Zu ihren Kundinnen gehören alle vier großen polnischen Energieversorger, die alle neue Kohlekraftwerke planen.

Die Hannover Rück zieht sich darauf zurück, dass Kohlekraftwerke und Bergbau von den Behörden genehmigt sind und legal betrieben werden. Das Unternehmen verstehe sich als Serviceanbieter und wolle seinen Kundinnen und Kunden keine politische Haltung aufoktroyieren, hieß es.

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