: Zweifel an Bekennern
Nach Angriff auf einen AfD-Politiker prüft Polizei ein Bekennerschreiben
Von Jean-Philipp Baeck
Nach dem Angriff auf den Bundestagsabgeordneten und AfD-Landeschef Frank Magnitz in Bremen untersucht die Polizei ein angebliches linkes Bekennerschreiben. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet die Nachrichtenagentur dpa, dass an der Authentizität der Botschaft erhebliche Zweifel bestünden. Die Sonderkommission „Goetheplatz“ prüfe mit dem Bundeskriminalamt noch die Echtheit, hieß es am Donnerstag von der Polizei. Rechte Internet-Plattformen verbreiteten die Nachricht bereits als authentisch.
Der taz liegt ein Screenshot des Schreibens vor. Es war am Mittwoch auf der linken Internetplattform „Indymedia“ aufgetaucht und vom Kriminaldauerdienst der Bremer Polizei entdeckt worden. Inzwischen wurde es gelöscht. Auf der Website kann jeder Berichte ungeprüft veröffentlichen. Unter dem Namen „Antifaschistischer Frühling Bremen“ erklärten der oder die Verfasser, sie wollten Magnitz „von seinem faschistischen Gedankengut befreien“. Eine Gruppe dieses Namens ist in Bremen bislang nicht aufgetreten.
Als Tatzeitpunkt ist darin „gegen 18 Uhr Ortszeit“ angegeben, die Polizei hatte 17.20 Uhr genannt. Auch die weiteren Formulierungen sind für die linke Szene ungewöhnlich. So heißt es beispielsweise, Magnitz gehöre „wie jeder andere Nazi mundtot gemacht“. Auch in Fällen, in denen Linke sich zu Gewalt bekennen, ist diese Formulierung eher als ein Vorwurf denn als Selbstbekenntnis bekannt. Das Schreiben umfasst nur einen Absatz, es fehlen die eher üblichen ausführlicheren Deutungsversuche und bekannten Parolen.
Magnitz war am Montag auf dem Gelände des Bremer Theaters angegriffen und verletzt worden. Mittwoch entließ er sich aus der Klinik. Die AfD sprach zunächst von einem „Mordanschlag“ mit einem „Kantholz“. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Dienstag, Überwachungsaufnahmen zeigten, dass Magnitz von hinten von einem Mann aus der einer Grupe von drei Männern heraus angesprungen wurde. Er sei gestürzt und offenbar ungebremst mit dem Kopf aufgeschlagen, seine Verletzungen wohl „allein dem Sturz geschuldet“.
Am Donnerstagabend gaben Polizei und Staatsanwaltschaft bekannt, dass sie die Übeerwachungsaufnahmen, die den Übergriff zeigen, veröffentlichen werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen