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Gegen volle Papiertonnen

Der Onlinebestellboom macht sich auch an überquellenden Abfallbehältern bemerkbar. Die Müllentsorger fordern, dass Amazon & Co dafür zahlen sollen

Die dualen Systeme sollten Versandhändler wie Amazon „in angemessener Höhe an den Kosten für die Altpapiersammlung beteiligen“, fordert der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der auch die städtischen Entsorger in Deutschland vertritt. Das könnte für die Händler angesichts des Booms bei Onlinebestellungen auch ein Anreiz sein, weniger Verpackungen einzusetzen und so die Umwelt zu schonen.

Hintergrund der Forderung: Der Inhalt von Altpapiertonnen hat sich stark geändert. Der VKU hat die Zusammensetzung des Papier- und Pappeabfalls untersuchen lassen. Das Ergebnis: Zwar gibt es weniger Zeitungen, aber dafür sind bis zu 71 Prozent des Inhaltsvolumens heute Verpackungen. „Oft landen die Pappkartons – so, wie sie sind – in der Papiertonne, ohne zerrissen oder zusammengefaltet zu werden“, teilte der Verband mit. „Die Folge: Die Papiertonne ist schneller voll, obwohl weniger drinnen ist – mehr Volumen, weniger Gewicht.“

Konkret kommt die Studie im Auftrag des VKU zu dem Ergebnis, dass Verpackungsanteile am Altpapiergemisch zwischen 29 und 34 Prozent des Gewichts und zwischen 64 und 71 Prozent des Volumens ausmachen. Die Bürger ärgerten sich, dass die Tonnen so schnell voll seien, aber für die kommunalen Entsorger ist die Entwicklung auch von finanzieller Bedeutung. Denn sie sind für die Entsorgung von ­Zeitungen, Magazinen und Papierabfall zuständig. Verpackungen dagegen fallen in die Verantwortung der dualen Systeme, die sich auch um gelben Sack und gelbe Tonne kümmern.

Das Problem: Alles landet in der gleichen Altpapiertonne. Die Hersteller der Verpackungen zahlen den dualen Systemen Lizenzgebühren, die sie über den Verkaufspreis an die Kunden weitergeben. Beim Altpapier gilt laut VKU, dass sich duale Systeme und öffentliche Entsorger die Kosten teilen – allerdings übernähmen die Systeme im Schnitt nur bis zu 20 Prozent. „Viel zu wenig in Anbetracht des enorm gestiegenen Verpackungsanteils“, kritisiert VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp. „Das wirkt sich auf die Müllgebühren aus, die die Bürger zahlen müssen“. Laut VKU zahlen Verbraucher für alle Verpackungen, also auch solche aus Plastik, derzeit etwa 13 Euro pro Person und Jahr. (dpa, taz)

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