: Rauswurf aus der Klasse
Schüler*innen wegen Hassvideo suspendiert
Sie sollen ein Enthauptungsvideo in sozialen Medien geteilt haben und müssen nun teilweise harte Konsequenzen ertragen: Gleich sechs Siebtklässler*innen hat die katholische Ludgerus-Oberschule in Vechta sanktioniert.
Zwei Jungen wurden für den gesamten Januar vom Unterricht ausgeschlossen. Ein Mädchen muss für zwei Wochen aus der Klasse. Laut Schulleiter Clemens Feldhaus werden sie während dieser Zeit aber weiter in der Schule betreut. Nach Schulschluss müssen sie außerdem ein sechsstündiges Sozialtraining bei der Schulsozialarbeiterin mitmachen. Möglicherweise dürfen sie auch nicht an der Klassenfahrt im kommenden Schuljahr teilnehmen.
Bei zwei weiteren Schülern beließ es die Schulleitung nach einer kurz vor den Weihnachtsferien angesetzten Klassenkonferenz bei schriftlichen Verwarnungen plus vier Stunden Sozialtraining. In einem Fall erteilte die Schule lediglich einen schriftlichen Verweis.
Am Abend des 5. Dezember hatte zunächst offenbar ein Schüler einer Nachbarschule das Video in die inoffizielle Whatsapp-Gruppe der Klasse an der Ludgerus-Schule gepostet. Mehrere Schüler sollen das Video dann weitergeleitet haben. Das Filmchen beginnt mit einem Comic, nach einem Schnitt ist die brutale Enthauptungsszene zu sehen. Es ist aber unklar, ob sie echt oder gestellt ist.
Die Klassensprecherin, die aus Syrien stammt, hatte am folgenden Tag die Klassenlehrerin über das Video informiert. Die Schulleitung zeigte die verdächtigen Schüler wegen drei Straftatbeständen bei der Polizei an und informierte ihre Eltern. Allerdings sind die zwölf- und dreizehnjährigen Kinder noch gar nicht strafmündig.
Schon gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe waren die verdächtigten Schüler aus der Whatsapp-Klassengruppe herausgenommen worden. Drei von ihnen wurden für einen Tag von der Schule suspendiert, vier weitere in den folgenden Tagen getrennt von ihren Klassen betreut. Alle drei siebten Klassen der Ludgerus-Schule nahmen zudem am Montag und Dienstag dieser Woche an einer Doppelstunde „Medienprävention“ der Polizei teil.
Das große Medienecho, das der Fall zwischenzeitlich auslöste, findet Schulleiter Feldhaus gut. Es sei auch ein Appell an die Gesellschaft, die Schulen und vor allem die Eltern, verantwortungsbewusst mit dem Smartphone umzugehen und mit den Kindern über die darüber verbreiteten Inhalte zu sprechen. Reimar Paul
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