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Punktsieg für Diversity

Patricio Manuel hat als erster trans Mann einen Profi-Wettkampf im Boxen gewonnen

Von Aron Boks

Der 33-jährige Patricio Manuel stieg am Samstag im kalifornischen Indio das erste Mal als Profiboxer in den Ring und fuhr direkt seinen ersten Sieg ein. Das klingt zunächst nach einer Meldung, die international keine Relevanz hat. Aber: Der Amerikaner schrieb mit seinem Sieg gegen den mexikanischen Profi Hugo Aguilar einen kleinen Beitrag zur Sportgeschichte. Denn zum ersten Mal gewann ein trans Mann einen Profiboxkampf.

Bis 2012 kämpfte Manuel als biologische Frau in der Profi-Klasse und wollte sich sogar für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren. Eine Schulterverletzung verhinderte das aber.

Im selben Jahr entscheidet er sich für eine Geschlechtsanpassung durch hormonelle sowie chirurgische Eingriffe. Vier Jahre musste er darauf warten, gegen Männer kämpfen zu dürfen. Sein jüngster Sieg war gleichzeitig ein Debüt, obwohl trans Menschen schon lange im Boxsport präsent sind.

Denn trotz des allgemeinen Bildes des archaisch wirkenden Wettkampfs haben bereits mehrere Größen ihre trans Identität öffentlich gemacht. So äußerte sich zum Beispiel 2014 Kellie Maloney, ehemalige Managerin von Schwergewichts-Weltmeister Lennox Lewis, zu ihrer Geschlechtsanpassung. Ihrem Beispiel folgten mehrere Vertreter*innen auf der ganzen Welt.

Dies führte bereits zur intensiveren Beschäftigung mit dem Thema, sodass das Internationale Olympische Komitee bereits entschieden hat, Transgender-Sportler*innen, die die Anpassung hinter sich haben, ohne Restriktionen zuzulassen. Diese wiederum berichten davon, dass sie von ihren Kolleg*innen vor allem positive Rückmeldungen bekommen.

Der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, Thomas Pütz, betont die Offenheit des Sports: „Rassismus, Sexismus und sonstige Ressentiments spielen keine Rolle mehr, wenn der Gong ertönt.“

Einen Beweis für diese These lieferte der 33-jährige Gegner von Manuel, Hugo Aguilar, vor dem Kampf. Der berichtete, die Entscheidung seines Gegners sehr zu respektieren. Am Ende würden sie jedoch beide nur den Sieg wollen.

Diesen konnte Patricio Manuel am Ende des Abends nach vier Runden durch Sieg nach Punkten einfahren. In seiner Entscheidung zur Anpassung sieht er sich nicht erst nach diesem Sieg bestätigt, resümierte aber in der Los Angeles Times: „Das war es wert, denn jetzt bin ich Profiboxer.“

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