: Einschneidende Entscheidung
Wer wird KandidatIn für die Wahl um das Amt des HSV-Präsidenten? Fünf KandidatInnen stehen bereit, nun muss der Beirat beschließen, wen er zulässt. Das ist auch eine vereinspolitische Entscheidung
Von Daniel Jovanov
Es gibt im Hamburger Sport-Verein ein Gremium, von dem die meisten Mitglieder wenig bis gar nichts wissen. Es nennt sich Beirat und muss in den kommenden zwei Wochen folgenreiche Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, welche Kandidaten für die Wahl um das Amt des Präsidenten des Universalsportvereins HSV e.V. zugelassen werden – und welche nicht.
Das Problem des Beirats sind die unklar formulierten Kriterien sowie die Anzahl der Bewerber. Im Gegensatz zur vergangenen Wahl, als sich nur der bis dahin amtierende Jens Meier und Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann um das mächtigste Amt im HSV bewarben, sind es nun mindestens fünf, die ihren Hut in den Ring werfen: Neben Ex-Spieler Marcell Jansen haben sich auch Rainer Ferslev (Experte für Insolvenzrecht), Heinrich Höper (ein Freund von Uwe Seeler), Katrin Sattelmair (Ex-Aufsichtsrätin) und Dr. Ralph Hartmann (Ex-Vizepräsident) beim Beirat vorgestellt.
Die unterschiedlichen Profile der Kandidaten sind Segen und Fluch zugleich. Einerseits liegt der Reiz einer demokratischen Wahl an der Vielfalt an Optionen; andererseits soll ein medial begleiteter Wahlkampf zugunsten des Vereinsfriedens vermieden werden. Deshalb behält sich der Beirat vor, Kandidaten ablehnen zu können. Nur wie will er diese Entscheidung begründen? Was macht einen Insolvenzrechtler weniger wählbar als einen ehemaligen Fußballer? Oder geht es doch um etwas anderes?
Zum Beispiel um die Rolle des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann? Zumindest gibt es Anhaltspunkte für diese These: „Wahrscheinlich wünscht sich Herr Hoffmann, dass ein Kandidat nicht nur zu den Vizepräsidenten passt, sondern vor allem zu ihm. Aber da muss ich ihn enttäuschen. Das ist kein Kriterium für den Beirat“, hatte dessen Vorsitzender Jan Wendt kürzlich dem Hamburger Abendblatt verraten und intern für Verstimmung gesorgt. Allerdings gilt das auch für Hoffmann.
Der 55-Jährige hatte die letzte Wahl im Februar gewonnen und war innerhalb weniger Wochen an die Spitze der Macht rochiert. Als Präsident des HSV e.V. vertrat er die Interessen der Amateur- und Breitensportler im Aufsichtsrat der ausgelagerten Fußball AG zunächst als einfaches Mitglied und anschließend als Vorsitzender der Kontrolleure. Nach der Entlassung Heribert Bruchhagens als Chef der Profifußballer im März 2018 wurde Hoffmann zum kommissarischen Nachfolger, im Herbst folgte ein langfristiger Vertrag bis 2021. Sein Amt als Präsident musste er aufgeben.
An diesem beispiellosen Schachzug stören sich zumindest einige vereinspolitisch aktive Mitglieder, die seiner Kandidatur von Beginn an mit Skepsis begegnet sind. Was darüber hinaus auch auf Teile des Beirates zutrifft. Im Kern geht es um die Frage, wie der zu wählende Präsident zu Hoffmann steht: kritisch oder positiv? Allerdings bietet sein bisheriges Wirken auf den HSV keine Angriffsfläche. Der eher Hoffmann-nahe Jansen hat deshalb die besten Chancen, auf der Versammlung am 19. Januar gewählt zu werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen