: Einstiegsdroge Pommes rotweiß
Eine „Idefics“-Studie unter Federführung des Bips hat sich der Frage gewidmet, ob Kinder, die viel Fett und Zucker essen, später vermehrt dem Alkohol zusprechen – und einen eindeutigen Zusammenhang entdeckt
VonSimone Schnase
Kinder, die viel zucker- und fettreiche Nahrungsmittel zu sich nehmen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, als Jugendliche regelmäßig Alkohol zu konsumieren. Das ist das Ergebnis einer Studie, an der zehn europäische Institutionen unter Federführung des Bremer Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (Bips) beteiligt waren.
Dafür wurden Daten im Rahmen der europäischen „Idefics/I.Family“-Kohortenstudie erhoben, wobei „Idefics“ soviel heißt wie„Identification and prevention of dietary- and lifestyle-induced health effects in children and infants“. Untersucht wurden mehr als 16.000 Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren in Belgien, Deutschland, Estland, Italien, Spanien, Schweden, Ungarn und Zypern, um den Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf ihre Gesundheit zu erforschen. Ein großer Teil der Kinder wurde später, im Alter von sieben bis 17 Jahren, erneut begutachtet. Darüber hinaus wurden ihre Familienmitglieder befragt.
Das Ergebnis: Wer als Kind viel zucker- und fettreiche Nahrungsmittel konsumiert hat, trinkt später als Jugendlicher deutlich häufiger regelmäßig Alkohol als die Vergleichsgruppe. Dieses Muster fand sich bei beiden Geschlechtern und in allen untersuchten Ländern.
Dabei spielen Einflüsse des Elternhauses oder des sozialen Umfelds laut der Studie eine höchstens untergeordnete Rolle. Zwar hätten die familiären Lebensumstände der Kinder – also Einkommen und Bildungsstand der Eltern – Einfluss auf die Qualität der Ernährung, den positiven Zusammenhang zwischen ungesunder Ernährung und späterem Alkoholkonsum konnten sie allerdings nicht erklären.
Das Forschungsergebnis mache deutlich, so heißt es in einer Mitteilung des Bips, wie dringlich es sei, über politische Maßnahmen das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Auswirkungen ungesunder Ernährung zu schärfen und Produktion und Vertrieb ungesunder Nahrungsmittel stärker zu regulieren, etwa mit einer Zuckersteuer.
Daneben zeige es, wie wichtig es für das Erfassen langfristiger Folgen sei, ProbandInnen über längere Zeiträume wissenschaftlich zu begleiten. Aus diesem Grunde sei im kommenden Jahr eine erneute Befragung der dann 12 bis 22 Jahre alten Studienteilnehmenden geplant.
Das Bips ist ein unabhängiges, interdisziplinär arbeitendes Epidemiologie-Forschungsinstitut, das seine Aufgabe in der Erforschung von Krankheitsursachen und der Vorbeugung gegen Erkrankungen sieht. Die Studie „Children’s propensity to consume sugar and fat predicts regular alcohol consumption in adolescence“ wurde im Oktober in Lissabon von der European Society for Prevention Research (EUSPR) als herausragende Forschungsleistung mit dem EUSPR Presidents’Award ausgezeichnet.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen