piwik no script img

Tag der Offenen Moschee in BerlinDer andere Blick

Am Tag der Deutschen Einheit findet auch der Tag der offenen Moschee statt. Die liberale Muslimin Seyran Ates kritisiert das. Ein Besuch in der Fatih Moschee.

Einladungsplakat. Auch die Fatih Moschee im Wrangelkiez gehört zu den Unterzeichnern Foto: dpa

Bekleidet mit einem weiten grünen Mantel und Kopftuch mit Blumenmuster steht Fatma Biyikli vor der Fatih-Moschee. „Hallöchen“, ruft sie fröhlich, sobald sich Gäste nähern. Das Gebetshaus im Kreuzberger Wrangelkiez gehört zu den 30 Moscheen, die am Mittwoch in Berlin zum Tag der offenen Tür eingeladen haben.

Es ist das 21. Mal, dass der Tag der offenen Moschee an einem 3. Oktober stattfindet. Organisiert wird die bundesweite Aktion von den vier größten islamischen Verbänden in Deutschland. Dazu gehört auch die Islamische Föderation, der die Fatih-Moschee im Wrangelkiez angehört.

Fatma Biyikli gehört zum Frauenvorstand der Fatih-Moschee. Vor einer Woche wurde 42-Jährige, die seit 33 Jahren in Kreuzberg lebt und als Springerin in einem Kinderladen arbeitet, als eine von elf Personen in den Parkrat des Görlitzer Park gewählt. Nun führt sie die Gäste durch ein nach Rosenöl duftendes Treppenhaus in den mit Teppichen ausgelegten Gebetssaal. „Hier beten die Männer und da oben,“ Biyikli deutet auf die darüber liegende Etage, „die Frauen“.

Die Fatih-Moschee sei türkisch geprägt und nehme für sich in Anspruch, politisch unparteiisch zu agieren, sagt Muhammed Cim vom Männervorstand. Aber man kooperiere auch mit Ditib. Mit bis zu 400 Gläubigen beim Freitagsgebet sei die Fatih-Moschee nahezu ausgelastet, erklärt der 35-jährige Lagerist. Aber auch afrikanisch- und arabischstämmige Gläubige kämen zum Freitagsgebet. Er selbst bete fünf Mal am Tag. Aber das täten in Berlin nur wenige Gläubige. „Die Religiosität der Leute nimmt ab.“

Die Rechtsanwältin und liberale Muslimin Seyran Ates bezeichnete es am Mittwoch als falsch, am Tag der Deutschen Einheit den Tag der offenen Moschee zu feiern. In vielen Moscheen gebe es islamische Parallelwelten, die sich fern der Ideale der Bundesrepublik bewegten. Ates warf dem Koordinationsrat der Muslime, dem Zentralrat der Muslime und der Ditib vor, am deutschen Nationalfeiertag zu signalisieren, dass ihnen Religion wichtiger sei als Integration.

Er halte die Kritik für aufgesetzt, sagt Cim. „Am Tag der Einheit haben die Leute Zeit, das ist doch eine gute Gelegenheit, mal eine Moschee kennenzulernen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Sie gehören zu Milli Görrus und haben gleich vier Kandidaten für den Parkrat aufgestellt. www.facebook.com/i...04/?type=3&theater

  • Man mag sich darüber streiten können, ob Frau Ates recht hat oder nicht. Und es mag auch ein rein sprachliches Problem sein (Was ist überhaupt Deutschland?), ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. Zu Deutschland gehören auf jeden Fall keine Staatsreligionen und auch kein Staatsatheismus.

    Aber die Ditib und Milli Görüs gehören nur dann zu Deutschland, wenn auch die Türkei zu Deutschland gehört. Und in einer kleiner werdenden Welt ist das möglicherweise sogar der Fall.

  • Schade. dass Frau Plarre nicht gefragt hat, wie man auf die Idee kommt, eine Moschee "Fatih Moschee", also zu deutsch Eroberer-Moschee, zu nennen.

    Wer soll erobert werden?

    Das hätte mich ja interessiert.