Tolus Ehemann darf die Türkei verlassen: Gericht hebt Ausreisesperre auf
Der Ehemann der deutschen Journalistin Meşale Tolu darf die Türkei nun auch verlassen. Der Prozess wegen Terrorvorwürfen geht aber weiter.
Vor ihrer Abreise nach Istanbul hatte sie erklärt, sie reise vor allem deshalb zu dem Prozess, um ihren Mann zu unterstützen. Die beiden haben einen kleinen Sohn, der „nicht ohne seinen Vater“ aufwachsen soll, sagte Tolu.
Meşale Tolu war im Frühjahr 2017 festgenommen und in Untersuchungshaft gekommen, weil sie eine Terrororganisation unterstützt haben soll. Sie arbeitete als Journalistin und Übersetzerin für eine linke Nachrichtenagentur, die der linken, marxistischen MLKP nahesteht. Ihr Mann ist in der MLKP aktiv.
Tolu saß 7 Monate in U-Haft, teilweise gemeinsam mit ihrem damals nicht einmal zweijährigen Sohn, bevor sie Ende 2017 aus der U-Haft entlassen wurde. Danach galt für sie zunächst ebenfalls eine Ausreisesperre, die erst im August dieses Jahres aufgehoben worden war, sodass sie mit ihrem Sohn nach Deutschland ausreisen konnte.
Verhandlung soll am 10. Januar fortgesetzt werden
Meşale Tolu war neben dem Korrespondenten der Welt, Deniz Yücel, die prominenteste deutsche politische Gefangene in der Türkei, für deren Freilassung sich viele Menschen in Deutschland engagiert hatten. Viele Unterstützer hatten sie gewarnt, zu der Verhandlung am Dienstag in die Türkei zu fliegen. Doch Tolu wollte persönlich einen Freispruch für sich und die Aufhebung der Ausreisesperre für ihren Mann fordern. Vor Gericht sagte sie, ihre Familie haben wegen der unberechtigten Anschuldigungen sehr gelitten. Am Ende des Verhandlungstages hob das Gericht die Ausreisesperre für ihren Mann Suat Çorlu auf. Die Verhandlung soll am 10. Januar fortgesetzt werden.
Der deutsche Generalkonsul Michael Reiffenstuel begrüßte die Gerichtsentscheidung und sagte, sie berücksichtige das Kindeswohl, weil die Familie wieder zusammenleben könne. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sitzen nun immer noch fünf Deutsche, von denen einige beide Staatsangehörigkeiten haben, als politische Gefangene in türkischer Untersuchungshaft. Einer davon wird ebenfalls beschuldigt, für die gleiche Nachrichtenagentur wie Meşale Tolu gearbeitet zu haben.
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