Ultrakonservative in Rumänien: Votum gegen Ehe für alle scheitert
Ein Referendum sollte dazu führen, ein Verbot der Homo-Ehe in rumänischen Grundgesetz zu verankern. Es scheitert an zu geringer Beteiligung.
Die Bürger sollten am Wochenende abstimmen, ob in Zukunft die Ehe in der Verfassung ausdrücklich als Bund zwischen Mann und Frau verankert werden soll. Rund 92 Prozent der Teilnehmer stimmten dafür. Derzeit ist die Homo-Ehe in Rumänien nicht legal – aber eine solche Änderung hätte die mögliche Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner auch künftig verhindert.
Die rumänische Schwulen-Organisation Accept betonte, die Rumänen hätten sich nicht von den Politikern zu „Hass und Zwietracht“ verleiten lassen. Die Vertreter der politischen Parteien schoben sich am Sonntag gegenseitig die Schuld für das Scheitern des Referendums zu. Außer Teilen der Union Rettet Rumänien (USR) hatten alle im Parlament vertretenen Parteien sowie die Repräsentanten der nationalen Minderheiten in der Abgeordnetenkammer eine Verfassungsänderung direkt oder indirekt unterstützt.
Damit signalisierten sie auch ihr Einverständnis mit der unbeugsamen Haltung der Religionsgemeinschaften in Rumänien, die eine Ehe für alle strikt ablehnen. In einer kürzlich in der orthodoxen Zeitung Lumina veröffentlichten Erklärung der rumänisch-orthodoxen Kirche, der römisch- und griechisch-katholischen sowie der Evangelischen Kirche, einiger neoprotestantischen Freikirchen sowie der jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften heißt es wörtlich: „Der Konsultativrat aller Kulte aus Rumänien empfiehlt allen rumänischen Bürgern an dem ausschlaggebenden Referendum teilzunehmen und mit JA für die von Gott gesegnete Familie zu stimmen, die die Zukunft Rumäniens sichert.“
Die Initiatoren des Referendums hatten sich vor drei Jahren in der sogenannten Koalition für die Familie zusammengeschlossen und etwa 3 Millionen Unterschriften gesammelt, um die Volksbefragung in die Wege zu leiten. Insbesondere deren Vorsitzender, Mihai Gheorghiu, fiel durch seine lautstarken Auftritte auf.
Gheorghiu ist heute Vizedirektor des Bukarester Bauernmuseums. Er gehörte nach der Revolution von 1989 dem rechtsgerichteten, harten Kern einer Studentenvereinigung an, aus der später die ultranationalistische Partei Bewegung für Rumänien (MPR) hervorgegangen war. Zu den Initiatoren der „Koalition“ gehört auch der HipHop-Sänger Tudor Sişu, der in seinen Liedern mit antisemitischen, europafeindlichen und verschwörungstheoretischen Metaphern gegen Minderheiten hetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“
Bequem gemacht im Pseudoliberalismus