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Rausgeputzt für die Investoren

Hauptbahnhof soll „sauber und sicher“ werden. Dafür müssen Videokameras her und Alkis weg

Von Gareth Joswig

Mehr Kameras und weniger Alkis – so lässt sich Bremens Plan für mehr Sauberkeit und Sicherheit am Hauptbahnhof zusammenfassen. Ab kommendem Jahr soll die Videoüberwachung umfassend ausgebaut werden, schon ab Oktober patrouilliert ein neuer Sicherheitsdienst und die Polizei ist ohnehin schon mit doppelt so vielen Kräften auf Streife wie noch vor einem Jahr. Am Mittwoch stellten Bürgermeister Carsten Sieling und Innensenator Ulrich Mäurer (beide SPD) die Neuerungen bei einem Rundgang vor.

Die Maßnahmen richteten sich besonders gegen Dealer, aber auch gegen „Menschen, die unseren Bahnhof verschandeln, indem sie alles unter sich fallen lassen oder in die Ecken urinieren“, sagte Mäurer. Vermüllung, Wildpinkeln, Trinkgelage und Campieren auf dem Bahnhofsvorplatz wolle man unterbinden.

Immerhin plant der Senat auch Anlaufstellen für Obdachlose und Suchtkranke. So soll es einen Unterstand am InterCity-Hotel geben. Zudem wolle man prüfen, ob ein „Drogenkonsumraum“ oder ein „niedrigschwelliges Beschäftigungsangebot“ geschaffen werden könne – in Zusammenarbeit mit Sozialarbeiter*innen und Beratungsstellen.

Die Linke hatte mit Blick auf die 2019 bevorstehende Eröffnung des City-Gates, Bremens 100 Millionen Euro teures Investoren-Großprojekt am Bahnhofsvorplatz, die Verdrängung der Trinker-Szene kritisiert. Zudem rügte die datenschutzpolitische Sprecherin Miriam Strunge den Ausbau der Videoüberwachung mit dem Hinweis auf fehlende Belege dafür, dass Kameras zu Abschreckung und Täterermittlung taugten.

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