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Wie wir auf den Mops kamen

Die Vorgänge in Chemnitz sind auch für die taz eine Herausforderung. Wie antworten wir als linke Zeitung, wenn der rechte Mob die Straßen erobert und Politiker die Augen verschließen? Wir berichten – ausgewogen, kritisch und mit Hund

Sie haben doch sicher vergangenen Donnerstag den Mops gesehen, der da auf unserer Seite eins auf Sie wartete – nun, zugegeben, ein kleiner Wortwitz. Ab und an stechen unsere Titelseiten so sehr heraus, dass sie herumgereicht werden in unserer Leser*innenschaft, in anderen Redaktionen, auf Papier oder in sozialen Netzwerken; sodass wir viel Beifall dafür erhalten. Als die taz am Donnerstag titelte „Ein klares Wort zu Chemnitz: Es gab keinen Mops“, war das wieder der Fall. Es war unser Kontra gegen die Aussage des sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, es habe keinen Mob in Chemnitz gegeben. Entstanden ist der Titel nach einer Idee von Fotoredakteur Mathias Königschulte, spontan, in der Mittagskonferenz. Realisiert wurde sie dann von unserem Seite-eins-Redakteur Lukas Wallraff und unserem Layouter Tim Seidel – zur Freude vieler, die sich ebenfalls von Michael Kretschmer verschaukelt fühlten.

In der vergangenen Woche waren unsere „Einserauftritte“, wie wir JournalistInnen gern sagen, häufig besonders. Am letzten Samstag zitierten wir, wieder zu Chemnitz, auf schwarzem Hintergrund: „Sind wir uns darüber einig, dass der Hitlergruß nicht okay ist?“ Auch auf diesen Titel erhielten wir viele positive, berührte und bewegende Reaktionen. Am Dienstag fragten wir schlicht, diesmal bunt hinterlegt: „Wie werden wir mehr?“

Das ist unser Anspruch: Gerade in unruhigen Zeiten Überblick und Orientierung zu bieten für eine solche Art von Zivilgesellschaft, die sich jenen Werten verbunden fühlt, die sich die Belegschaft der taz mit ihrem Redaktionsstatut selbst gegeben hat. Darin heißt es: „Für die Redaktion ist Freiheit die Freiheit der Andersdenkenden, entscheidet sich Demokratie an den demokratischen Rechten jedes einzelnen Menschen.“ Dieser Blick auf die Rechte jedes einzelnen Menschen, ist, was uns antreibt. In Folge der rassistischen Vorfälle in Chemnitz, waren wir mit einem großen Team in der Stadt präsent, auch um aus möglichst vielen Perspektive erzählen zu können. In Berichten, Kommentaren, in Reportagen und Hintergründen, im Lifestream und Liveticker; und auf unserer Seite eins.

Wir tun das, um gerade auch jenen Teil der Zivilgesellschaft beschreiben zu können, der sich zwar organisiert, der sich auflehnt – aber dabei rassistische und stereotype Muster pflegt und entwickelt. Das ist auch Zivilgesellschaft. Und das ist die, um die wir kämpfen. Martin Kaul

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