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Ver.di windelweich

Ein Mitglied der Ver.di-Jugend Niedersachsen-Bremen ruft zum Boykott einer israelischen Bäckerei auf

Von Karolina Meyer-Schilf

Das Delicious ist eine kleine Bäckerei mit Café in Bremen, in der es neben feinen Broten, hausgemachtem Hummus und Kuchen auch allerlei israelisches Streetfood gibt. Die Besitzerin feiert das zweijährige Bestehen ihres Geschäfts mit einer Party – und weil sie aus Israel kommt, feiert sie den 70. Geburtstag ihres Heimatlandes gleich mit. Sie hat, so erzählt sie es der taz, bislang noch keine antisemitischen Anfeindungen in Bremen erlebt.

Die letzten Bremer Boykottaufrufe gegen israelische Waren sind lange her, nun aber ist es wieder so weit: „Ein Bremer Restaurant nimmt sich heraus, den 70. Geburtstag eines Apartheidsregimes zu feiern. Während sie sich gute Speisen servieren lassen, fallen über Gaza die Bomben. Auf Besatzung, Vertreibung und Unterdrückung sollte nicht angestoßen werden. Boykott Delicious Bremen.“

Der das auf Facebook schreibt nennt sich Leo Castro. Man kennt ihn unter Linken – er ist als eines der Opfer von Polizeigewalt im Film „Hamburger Gitter“ zu sehen und hat es dadurch zu einschlägiger Prominenz gebracht. Er ist Parteimitglied der Linken in Bremen, bekleidet aber kein Amt. Er engagiert sich bei der Ver.di-Jugend – und für BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Die Nachfrage der taz, was er gegen Juden habe, beantwortet er so: „Was soll ich denn bitte gegen eine ehrbare und traditionsreiche Religionsgemeinschaft wie die Juden haben und was ist das bitte für eine Anfrage?“ Dann folgt ein Smiley. Den Eintrag auf Facebook löscht er anschließend.

Die Linke in Bremen erklärt, die Partei habe eine „völlig klare Haltung“: Boykottaufrufe gegen Israel seien absolut inakzeptabel. Man habe auch schon mit ihm gesprochen. Der Pressesprecher von Ver.di Bremen-Niedersachsen sagt: „Von der BDS-Bewegung und Boykottaufrufen gegen jüdische Geschäfte und Restaurants hält die Ver.di-Jugend nichts, da die Verneinung des Existenzrechts Israels, wie es bei der BDS-Bewegung zu finden ist, kein Teil der Konfliktlösung sein darf.“ Auf die Nachfrage, warum die Ver.di-Jugend einen BDS-Vertreter dann zu Veranstaltungen einlädt und in den Landesvorstand wählt, wie Castro auf seiner Facebookseite behauptet, heißt es: Castro sei nicht im Landesvorstand. Und: Man trenne „zwischen der Person und der BDS-Bewegung“.

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