liebeserklärung: Hausaufgaben
Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe fordert zum Schulstart, dass Schüler*innen endlich wieder mehr Hausaufgaben bekommen sollten. Recht hat er
Ties Rabe von der SPD hat eine Überzeugung, nämlich die, „dass Schüler besser lernen, wenn sie auch Schulaufgaben bekommen“. Das hat er vor Kurzem dem Hamburger Abendblatt erzählt.
Und ja, Hausaufgaben sind geil! Liebe Lehrerinnen und Lehrer, gebt den Schüler*innen ordentlich Hausaufgaben auf! Und liebe Schülerinnen und Schüler, macht sie dann einfach nicht!
Das ist das Geile an Hausaufgaben!
Sind wir mal ehrlich, was kann die Schule, was können Lehrer*innen den jungen Menschen tatsächlich mitgeben? Inhaltlich nicht viel, wenn wir mal von den Grundlagen Lesen, Schreiben, Rechnen absehen. Welcher Erwachsene weiß noch, was Ionenbindungen sind? Oder wer könnte sich jetzt an die Tafel stellen und eine Kurvendiskussion aufmalen?
Jaja, die drei, die sich jetzt melden, können die Hand runternehmen.
Von neoliberalen Powertypen heißt es dann, dass es wichtig sei, dass Schüler*innen für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollten. Das ist lustig. Denn welche Berufsgruppe hat weniger Ahnung vom freien Arbeitsmarkt als verbeamtete Lehrer*innen?
Also: Was lernt man dann in der Schule? Man lernt, ein System so auszunutzen, dass man am Ende gute Noten bekommt. Und das hilft einem tatsächlich fürs ganze Leben. Das ist übertragbar aufs Studium, auf den Ausbildungsbetrieb, auf die Arbeit.
Dafür braucht es Hausaufgaben. Nichts schult mehr, als diese nicht zu machen – und dann damit durchzukommen. Denn dieses Damit-Durchkommen ist kein Zufall. Es gibt Gründe, warum Lehrer*innen diese Schülerin oder jenen Schüler die Hausaufgaben vorlesen lassen. Man muss im Unterricht Präsenz zeigen, ohne wirklich etwas beizutragen. Das kann man lernen.
Rabe hat noch nachgeschoben, dass es egal sei, ob die Aufgaben zu Hause oder im Rahmen des Ganztagsunterrichts erledigt würden.
Das ist falsch. Hausaufgaben sollen mit nach Hause genommen werden. Es ist eines der ganz wenigen Stücke Autarkie, die Schüler*innen haben: Ich habe die Macht, ich priorisiere selbst, was ich mache, was ich nicht mache und was ich so halbgar mache.
So, reicht jetzt auch. Genug gearbeitet. Schönen Gruß an meine Lehrer-Eltern! Jürn Kruse
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