sportplatz: Immerhin nicht zweistellig
1:9 verlor der BFC Dynamo am Sonntag gegen den 1. FC Köln
Von René Hamann
Es lässt sich auch positiv formulieren: Zweistellig ist die Niederlage des BFC Dynamo in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den 1. FC Köln nicht geworden. Der Viertligist aus dem Osten der Stadt und mit ebenso ruhmreicher wie umstrittener Geschichte ging gegen den Bundesliga-Absteiger nur mit 1:9 (1:4) unter. Und es ging richtig historisch zu: Der Zuschauerrekord für Pokalspiele des sechsmaligen Berliner Pokalsiegers – er stammt aus dem letzten Jahr, als es in der 1. Runde gegen Schalke 04 ging – wurde gebrochen. Immerhin 14.357 Zuschauende verloren sich nämlich am schönen Sonntagnachmittag im Olympiastadion, in das der BFC wegen der Para-Leichtathletik-EM, die am Montag im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark begann, umziehen musste. Und, das auch noch: Zum allerersten Mal schaffte es der BFC, im DFB-Pokal überhaupt ein Tor zu erzielen. Gefeierter Torschütze wurde Patrik Twardzik, der die Weinrotweißen in der 19. Minute sogar in Führung brachte.
Für eine kurze Minute lag also eine Sensation in der Luft – ehe Simon Terodde diese Illusion mit einem lupenreinen Hattrick zunichte machte. Dominick Drexler legte kurz vor der Pause noch das 1:4 nach, damit war der Kuchen bereits gegessen. In der Halbzeit übten sich Stadionsprecher und Sponsor schon im Abgesang. Was einerseits verfrüht wirkte. Andererseits hatten auch sie eine seltsam devote Vorstellung der Dynamos gesehen: Die Taktik der Mannen von Trainer René Rydlewicz bestand darin, hinten fleißig Beton anzumischen, und vorne geht mit Glück mal einer rein. Auch bei Rückstand wurde an dieser taktischen Vorgabe nichts geändert. Die Kölner hatten schnell alles im Griff. Das lag auch daran, dass ihr neuer Trainer, Markus Anfang, frühzeitig von der Linie aus mehr Engagement einforderte – das nach dem kurzen Schockmoment in der 19. Minute dann auch kam. In der zweiten Hälfte war der BFC für den Zweitligisten aus Köln nicht viel mehr als ein guter Sparringpartner. Marcel Risse eröffnete den abermaligen Torreigen mit einem direkten Freistoß, bei dem BFC-Keeper Bernhard Hendl wie in einigen anderen Szenen schlecht aussah. Aber auch die anderen Weinrotweißen wirkten überfordert. Vincent Koziello, Louis Schaub sowie nochmals Terodde und Drexler drehten das Ergebnis dann in ungeahnte Höhen; ein zehnter Gegentreffer wäre bei zahlreichen sonstigen Möglichkeiten noch durchaus drin gewesen für die ganz in Schwarz gekleideten Rheinländer.
Die Stimmung in der Gästekurve war entsprechend prächtig, die FC-Fans sangen sich einmal quer durch ihr Repertoire, während die BFC-Fans, die sich auf der Gegengerade sonnen durften, ab der 30. Minute mehrheitlich ruhig waren. Ein bisschen Stress gab es natürlich trotzdem, wie fast immer, wenn der BFC irgendwo auftritt: So wurde die S-Bahn aufgehalten und der Abzug der Gäste nach dem Spiel verzögert; das ging allerdings auch auf die Kappe der BVG, die immer noch nicht den rechten Umgang mit (relativen) Großveranstaltungen gefunden hat und wieder einmal nicht für einen reibungslosen Ablauf sorgen konnte.
Aber im Grunde war das alles egal. Die Sonne schien, das Spiel war eindeutig, und schon im Stadion hatten sich die meisten Dynamo-Fans darauf verlegt, den eher unfreiwilligen Ausflug in den Westen der Stadt zu genießen. Das fast leere Stadion bot Raum für viel Applaushall, ein paar Wespen mischten die Pressetribüne auf. Die Mannschaft in Weinrot und Weiß mühte sich redlich, hatte aber nicht den Hauch einer Chance. Mit irgendetwas gerechnet hatten die meisten ohnehin nicht.
Für den BFC Dynamo kündigt sich nach einer guten Saison nun eine schwierige Spielzeit an. In die Liga, in der man nicht ohne Chancen gehandelt wurde – die Vorsaison beendete man auf Rang 4, nachdem man lange Zweiter war –, ist man eher schlecht gestartet; nach einem Sieg im ersten Spiel setzte es drei drastische Niederlagen. Verstärkt wurde man auch kaum – im Gegensatz zur Konkurrenz. Könnte hart werden für den BFC.
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