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die nachrichtEinsatz gegen Migranten: Acht Tote vor Tunesiens Küste

Immer massiver gehen tunesische Behörden jetzt gegen illegale Migration in Richtung Europa vor. Das liegt auch daran, dass zunehmend junge Menschen aus dem eigenen Land fliehen.

Das Neue

Tunesiens Küstenwache hat am Samstag und Sonntag acht Leichen mutmaßlicher illegaler Migranten aus dem Mittelmeer vor der Kleinstadt Louata gefischt. Ihre Nationalitäten seien „noch nicht festgestellt“, erklärte Oberst Houssemeddine Jebabli, Sprecher der Nationalgarde, am Sonntagabend.

Der Kontext

In der Nacht zum Freitag gegen 2.30 Uhr hatte Tunesiens Küstenwache versucht, ein Flüchtlingsboot zu stoppen, das von der Hafenstadt Sfax in See gestochen war. Nach Berichten lokaler Medien unter Berufung auf offizielle tunesische Quellen wehrten sich die Bootsinsassen dagegen mit Flaschenwürfen, darunter Molotowcocktails, bevor sie ihr Boot anzündeten und ins Wasser sprangen, um zu entkommen. Das Boot sei daraufhin gesunken. Acht Ivorer, vier Tunesier und zwei Kongolesen wurden aus dem Wasser gefischt und festgenommen, darunter einer mit Verbrennungen zweiten Grades. Von den anderen der ursprünglich angeblich 19 Passagiere fehlte zunächst jede Spur. Nun aber werden Leichen in einer Anzahl geborgen, die zu einer Gesamtzahl von mehr als 19 führt.

Die Reaktionen

Eine offizielle Reaktion von Regierungsseite lag am Montag nicht vor. Der Sprecher der Nationalgarde hatte am Sonntag abend erklärt, die Suche nach Leichen dauere an; Taucher würden eingesetzt. Das Wetter in der Region ist derzeit windig und regnerisch: In derselben Region sanken am Wochenende zwei tunesische Fischerboote; drei Fischer ertrinken, sieben wurden gerettet. Das Mitleid der lokalen Bevölkerung mit Afrikanern, die unter diesen Umständen freiwillig auf das Meer fahren, hält sich in Grenzen.

Die Konsequenz

Tunesien geht jetzt immer massiver gegen illegale Emigration Richtung Italien von seinen Küsten vor. Denn zunehmend ist es die eigene Jugend, die über das Meer flieht. 3.002 Tunesier erreichten in der ersten Jahreshälfte 2018 italienischen Boden, gegenüber 580 im Vorjahreszeitraum, und Tunesien wurde damit zum wichtigsten Herkunftsland von Neuankömmlingen in Italien. Italien sieht das nicht gern. Am 14. August meldeten die tunesischen Behörden die Festnahme von neun „Salafisten“ bei einer Operation gegen illegale Migranten, worauf Italiens Regierung mit der Behauptung „Terroristen kommen auf Booten“ reagierte. Nach tunesischen Angaben wurden in der ersten Hälfte 2018 2.659 Migranten festgenommen, gegenüber 564 im Vorjahreszeitraum.

Das harte Vorgehen führt zu Schiffsdramen, wie man sie ansonsten von der libyschen Küste kennt. So ertranken am 3. Juni 87 Menschen vor Sfax. Vor wenigen Tagen meldeten die tunesischen Behörden die Festnahme eines Unternehmers, der Boote für Migranten gebaut habe.

Rom greift Tunis unter die Arme. Italiens neuer Verteidigungsminister besuchte vor vier Wochen Tunesien und sagte die Lieferung von militärischer Ausrüstung zu. Im November soll Italien ein militärisches Ausbildungszentrum in Tunesien eröffnen. Dominic Johnson

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