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Mut auf zwei Rädern

Für ein Leben mit der Krankheit, aber ohne Scham und ohne Angst: Eine bundesweite Tandem-Tour gegen Depression führt auch in den Norden

In voller Fahrt: Mut-Tour-Team- Tandems Foto: Sebastian Burger/ www.mut-tour.de

Auch im deutschen Norden wirbt dieser Tage die bundesweite „Mut-Tour“ für einen offeneren Umgang mit der Krankheit Depression: Noch bis zum 2. September sind insgesamt rund 60 Erkrankte und Nichterkrankte auf Fahrrädern unterwegs – meist Tandems. Die AktivistInnen sind auch mit Kajaks und zu Fuß unterwegs. Sie übernachten spontan im Zelt, in Kirchengemeinden oder bei privaten Gastgebern.

Am 30. Juni macht ein Team in Kiel Station, am 3. Juli in Lübeck; weitere Stationen sind am 5. Juli in Schwerin und Wismar, am 7. August in Lüneburg, tags darauf in Winsen/Luhe, am 9. August in Hamburg und am 14. August in Ratzeburg. Alle Infos finden sich im Internet auf www.mut-tour.de.

Initiator der Aktion ist der Bremer Sebastian Burger. Er selbst hat die Tour vor einigen Jahren ins Leben gerufen, nachdem er erlebt hatte, wie es einer erkrankten Freundin ging. Der Name der Aktion sei Programm, sagte Projektleiterin Annika Schulz: „Mutige Teilnehmer möchten anderen Menschen Mut machen. Die Perspektive ist es, einmal in einer Gesellschaft zu leben, in der sowohl betroffene als auch nicht-betroffene Personen angst- und schamfrei mit psychischen Erkrankungen umgehen können.“

Burger sagte dem epd, man könne mit Depressionen leben – „das wollen wir an die große Glocke hängen“. Viele Betroffene jedoch verlören Freunde und gerieten sozial in die Isolation, was die Krankheit zusätzlich verstärke.

Eine von vier

Jede*r vierte junge Erwachsene in Schleswig-Holstein ist psychisch krank: 27,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen seien 2016 wegen einer psychischen Störung ärztlich behandelt worden, heißt es in einer jetzt veröffentlichten Studie der Barmer Krankenkasse – das macht rund 70.000 Betroffene.

Depressionen stehen dabei an erster Stelle, körperliche Beschwerden ohne organische Ursache sind die zweithäufigste psychische Störung.

Die Diagnoserateist demnach im ganzen Land gestiegen. In Neumünster etwa wurde bei 11,2 Prozent der Altersgruppe eine Depression ärztlich dokumentiert, zehn Jahre zuvor lag die Rate noch bei 6,2 Prozent. Der Landkreis Dithmarschen weist landesweit die niedrigste Betroffenenquote auf – aber immer noch einen Anstieg: von 4,8 auf 6,4 Prozent. (epd/taz)

Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe gehören Depressionen zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen: Bundesweit sind etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann im Laufe des Lebens betroffen. Insgesamt erkranken in Deutschland jährlich mehr als fünf Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression, die oft aber nicht gut therapiert wird. (epd/taz)

Internet: www.mut-tour.de

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