Andreas Behn zur Abholzung in den Tropen: Weltmeister beim Waldverlust
Beim Abholzen ist Brasilien einsame Spitze. Im jüngsten WRI-Bericht führt das südamerikanische Land die Liste der Waldzerstörer mit deutlichem Abstand an. Auch das brasilianische Imazon-Institut belegte kürzlich, dass der Holzeinschlag im Amazonasgebiet in den vergangenen zwölf Monaten erneut, diesmal um 22 Prozent zugenommen hat.
Wenn das WRI konstatiert, dass zuletzt die meisten Bäume in Brasilien nicht durch Menschenhand, sondern durch Feuer vernichtet wurden, zeigt dies nur, wie sehr das ökologische Gleichgewicht in der gesamten Region inzwischen aus den Fugen geraten ist. Ein Stopp des Holzeinschlags würde die Zerstörung des Waldes also nicht mehr aufhalten, da die Natur aufgrund von früher unbekannten Trockenperioden oder auch plötzlichen Überschwemmungen ihre Selbstheilungskräfte verliert.
Ein Einhalten bei der Abholzung ist allerdings in Brasilien kaum zu erwarten, im Gegenteil. Die Regierung ist der mächtigen Agrarlobby hörig und kommt Investoren beim Abbau von Bodenschätzen mit immer neuen Konzessionen entgegen. Der Bergbau wie die Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft sind aber die Hauptgründe für die Zerstörung des Amazonaswalds.
Naturschutzgebiete werden verkleinert, Umweltauflagen gelockert, Kleinbauern und Indigene werden vertrieben, und hinzu kommt die alltägliche Korruption. Die offiziellen Argumente für den Raubbau an der Natur sind immer wirtschaftspolitisch: Wachstum, Exporterlöse, Arbeitsplätze …
Diese Argumente setzen sich aber nicht nur in Brasilien durch, sondern ebenso in Südostasien oder auch in Europa, wenn der angebliche Wohlstand der Bevölkerung für wichtiger befunden wird als Naturschutz und Maßnahmen gegen den Klimawandel.
Kolumbien, ebenfalls ganz vorne bei der Abholzung, ist ein anderes Beispiel dafür, dass Umweltschutz keine Priorität genießt. Kaum ist der interne Krieg halbwegs beendet und sind die Guerilleros der Farc entwaffnet, drängen Agrarfirmen und Minenkonzerne in die bis dato unzugänglichen Dschungelgebiete. Dies führt zu neuen sozialen Auseinandersetzungen, gefolgt von einem neuen Zyklus der Abholzung im Amazonaswald.
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