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Limetten-Räder ausgequetscht

Der amerikanische Leihrad-Anbieter „Lime Bike“ hat sich aus Bremen zurückgezogen. Stattdessen übernimmt in Kürze der Weser-Kurier mit einem neuen stationsgebundenen Leihfahrradsystem

Von Karolina Meyer-Schilf

Das ist ein eher kurzes Vergnügen gewesen: Der amerikanische Leihfahrrad-Anbieter Lime Bike, der seit März insgesamt 160 Fahrräder in Bremen betrieben hatte, ist schon wieder weg.

Schuld an dem schnellen Aus für den Anbieter mit Sitz in Seattle, so sagt das Unternehmen, seien nachträglich von der Stadt verhängte Gebühren, durch die sich das Geschäft in Bremen nicht rechne. Etwa ein Euro pro Fahrrad und Monat betrage die Sondernutzungsgebühr, die das Ordnungsamt für den Betrieb der Fahrräder erhebe, sagte Jens Tittmann, Sprecher des Verkehrsressorts.

Ein Euro pro Fahrrad und Monat – das macht 160 Euro Gebühren im Monat für Lime Bike. Das Unternehmen allerdings zahlte nicht, bis die Stadt schließlich reagierte: Entweder sollte Lime Bike die Fahrräder räumen lassen oder die fälligen Gebühren bezahlen. Anderenfalls sollte ein Zwangsgeld von 800 Euro pro Tag verhängt werden. Der Anbieter strich daraufhin die Segel.

Bremen mit seiner ohnehin hohen Fahrraddichte pro EinwohnerIn ist dabei ein schwieriger Markt für Anbieter. „Als touristisches Angebot finde ich ein Leihfahrradsystem gut“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Ralph Saxe. „Gerade im Bereich Fahrradtourismus können wir hier noch zulegen.“

Mit der Sondernutzungsgebühr will die Stadt verhindern, was in anderen Städten bereits für viel Unmut sorgt: Haufenweise kaputte Leihfahrräder, die den Stadtraum verstopfen und für die sich niemand zuständig fühlt.

In der Tat ist es für Kommunen schwierig, den Markt und die Anbieter zu regulieren – und zu reglementieren: Das gilt gerade für Unternehmen wie Lime Bike, die stationslose Leihfahrräder anbieten.

Nach Darstellung des Verkehrsressorts habe auch Lime Bike die Stadt eines Tages mit seinen 160 Fahrrädern einfach „geflutet“ – ohne vorher irgendwem Bescheid zu sagen.

Die Stadt favorisiert unterdessen ohnehin eine echt bremische Lösung: Der Weser-Kurier arbeitet schon seit einiger Zeit an der Einführung eines stationsgebundenen Leihfahrradsystems, das in Kürze starten soll. Die Sondernutzungsgebühr muss auch der Weser-Kurier zahlen – kann aber auf tatkräftige Unterstützung des Stadtmarketings zählen, das den Fahrradtourismus unter dem Label „Bremen Bike it!“ vermarkten will.

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