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Bundeswehr: Prozess eingestellt

Vier Soldaten waren 2016 nach einem Marsch bei großer Hitze zusammengebrochen

Der Prozess gegen einen Ausbilder der Bundeswehr wegen fahrlässiger Körperverletzung in vier Fällen ist gegen eine Geldauflage von 2.400 Euro eingestellt worden. Der 41 Jahre alte Hauptfeldwebel hat am Dienstag ein entsprechendes Angebot des Amtsgerichts Bad Kissingen angenommen.

Dem Mitarbeiter des Bundeswehr-Ausbildungszentrums im fränkischen Hammelburg war vorgeworfen worden, im September 2016 während eines anstrengenden Marsches bei großer Hitze nicht ausreichend auf den gesundheitlichen Zustand der Kursteilnehmer geachtet zu haben. Vier der insgesamt 30 Soldaten brachen nach dem Marsch zusammen und mussten teils lange auf Intensivstationen behandelt werden.

Interne Ermittlungen hatte die Bundeswehr mit Blick auf das Gerichtsverfahren zunächst ruhen lassen, wie ein Bundeswehr-Sprecher am Rande des Prozesses sagte. Sie sollen nun abgeschlossen werden.

Der anstrengende Marsch bei Temperaturen von mehr als 30 Grad war Teil eines Eingangstests für einen Einzelkämpferlehrgang. Das ist eine Ausbildung, die in der Regel von besonders sportlichen angehenden Elitesoldaten absolviert wird. Die Männer hatten zehn Kilogramm Gepäck auf den Schultern. Damit liefen sie zunächst zu einer Hindernisbahn, mussten diese überwinden, dann 3.000 Meter auf Zeit absolvieren und anschließend mit Gepäck die etwa drei Kilometer zurück in die Kaserne im Laufschritt zurücklegen.

Die körperliche Belastung während der Bundeswehr-Ausbildung führte zuletzt mehrmals zu gravierenden Zwischenfällen. Im niedersächsischen Munster starb ein Rekrut im vergangenen Sommer sogar nach einem Ausbildungsmarsch.

Hans-Peter Bartels, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, schrieb in seinem Jahresbericht von einem „Handlungsbedarf“. Ausbilder müssten „in die Lage versetzt werden, Anzeichen von ernsthaften Gesundheitsschädigungen von allgemeinen Erschöpfungserscheinungen zu unterscheiden“. (dpa, taz)

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