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Friede, Freude, HSH

Die Privatisierung der bankrotten Landesbank kommt voran. Die faulen Kredite gehen an Heuschrecken und andere Banken, die Risiken tragen Hamburg und Schleswig-Holstein

Von Hermannus Pfeiffer

Die erste Privatisierung einer staatlichen Landesbank wird ein Erfolg – davon zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der HSH Nordbank, Stefan Ermisch, am Donnerstag überzeugt. Auf einer Pressekonferenz schwärmte er, die neuen Eigentümer würden „eine bärenstarke Bank“ erhalten, ohne faule Kredite, mit einem überdurchschnittlich hohen Eigenkapital und einem auf die ebenfalls „bärenstarke“ deutsche Wirtschaft zugeschnittenen Geschäftsmodell. Damit warb Ermisch in der Zentrale am Gerhart-Hauptmann-Platz in Hamburg auch für seine eigene berufliche Zukunft.

Der wie immer souverän wirkende Ermisch und sein nervöser Finanzvorstand Oliver Gatzke sehen sich als Pioniere, die schwieriges Neuland betreten: „So etwas hat es noch nicht gegeben“, sagte Ermisch. Dabei funktioniert die Privatisierung einer maroden Landesbank offenbar recht einfach: Faule Kredite, auf die keine Zinszahlungen mehr erfolgen und die der Schuldner möglicherweise nie tilgen kann, werden an Dritte verkauft. Und zwar unter ihrem Marktwert, damit die Käufer – Fondsgesellschaften, andere Banken oder „Heuschrecken“ – auch auf ihren Schnitt kommen.

So reduzierte die HSH im Jahr 2017 erneut ihre Altlasten deutlich und halbierte sie auf 7,5 Milliarden Euro. Von diesen verbliebenen 7,5 Milliarden sollen Investoren noch 6,3 Milliarden Euro kaufen. Der Rest an „Non-performing Loans“ (NPL), also faulen oder auch „leistungsgestört“ genannten Krediten von rund einer Milliarde Euro, sei durchaus branchenüblich, versicherte Ermisch.

Die Käuferin der „leistungsgestörten“ Kredite ist eine Gruppe um die US-Beteiligungsgesellschaft Cerberus, die sich davon einen milliardenschweren Gewinn erhoffen dürfte. Wer genau hinter dem Deal steht, wisse er nicht, gab Ermisch zu. Klar ist, dass Cerberus und Consorten weit weniger als den nominalen Wert für das NPL-Paket von 6,3 Milliarden Euro an die HSH überweisen werden.

Da bereits alle Ländergarantien verbucht waren, bildete die Nordbank eine „letztmalige hohe Risikovorsorge“ und legte 1,1 Milliarden Euro für den Deal zurück. Die belasten das Ergebnis des Jahres 2017, das mit einem Verlust von 453 Millionen Euro (im Vorjahr: plus 121 Millionen Euro) Analysten enttäuschte. Die Noch-Eigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein werden also auch für das letzte Geschäftsjahr ihrer Landesbank keine Dividende erhalten.

Damit der Verkauf der letzten faulen Altkredite an Cerberus verwirklicht werden kann, muss die Privatisierung noch endgültig abgeschlossen werden. Erst dann ist die HSH für die Übernahme besenrein. Im Sommer wird es voraussichtlich so weit sein.

Der Spuk ist nicht vorbei

Der Landtag in Kiel hat am Donnerstag den Verkauf an angelsächsische Finanzinvestoren um Cerberus und Flowers einstimmig beschlossen. Voraussichtlich im Mai dürfte die Bürgerschaft in Hamburg folgen. Auch die Zustimmung der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank erwartet Ermisch. Was die Sicherungseinrichtung der privaten Banken betreffe, sei man in erfolgversprechenden Verhandlungen, sagte er. In den kommenden drei Jahren haftet noch die Sparkassenorganisation für ihr Mitglied HSH Nordbank.

Damit sei dann „der Spuk vorbei“, zitierte Ermisch den früheren Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Für die Nordbank und ihre künftigen Eigentümer stimmt das. Für die Bundesländer nicht: Sie werden sich noch lange mit den alten Risiken der Pleitebank herumschlagen müssen, denn auch die Käufer der „leistungsgestörten“ Kredite werden auf die Garantien der Länder zurückgreifen können.

Anlässlich der Unterzeichnung des Kaufvertrages hatte der damalige Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) Ende Februar den Schaden für die Länder im günstigsten Fall auf zehn bis elf Milliarden Euro beziffert.

Ende des Jahres will die erneuerte HSH Nordbank mit neuem Namen und neuem Logo glänzen. Der Neuanfang dürfte mit einem weiteren Stellenabbau einhergehen. Bis Mitte des Jahres 2019 soll die Zahl der Vollzeitstellen von einst über 4.500 auf unter 1.600 sinken. Kiel werde zwar neben Hamburg ein Standort bleiben, sagte Bankboss Ermisch, aber wahrscheinlich kein zweiter Hauptsitz.

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