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Gegen den Wahnsinn

So groß war noch keine Demo gegen steigende Mieten

Von Daniél Kretschmar

„Töte den Investor in dir“ steht auf dem Schild, das Sabine Pabel hält. Die Kreuzbergerin will ein Zeichen setzen gegen steigende Mieten. Mit vielen anderen steht sie dicht an dicht auf dem Potsdamer Platz. Aus Boxen tönt: „Wer mit Immobilien handelt, handelt mit Menschen“.

Laut Polizei demonstrierten am Samstag mehr als 10.000 Menschen gegen den „Mietenwahnsinn“, die Veranstalter sprachen von 25.000. Mehr als 200 Initiativen hatten zum Protest aufgerufen. Es beteiligten sich viele Nachbarschaftsinitiativen, lang im Mietenkampf engagierte Bündnisse, wie „Zwangsräumungen verhindern“ und Bizim Kiez, aber auch linke und linksradikale Gruppen wie „Hände weg vom Wedding“ oder das Vorbereitungsbündnis der Revolutionären 1.-Mai-Demo.

Mit der Berliner Linkspartei und den Grünen gab es auch Unterstützung aus der regierenden Koalition. Doch die VeranstalterInnen machen in ihrer Begrüßung auf dem Potsdamer Platz klar: „Parteiflaggen sind nicht erwünscht!“ Banner und Bündnistransparente dominieren den Protestzug.

Die Demo macht deutlich, wie Bodenspekulation und renditeorientierte Vermietung für viele zum Problem wird. Ein Student berichtet, seine neue Miete sei um ein Drittel gestiegen. Aber auch die, die von steigenden Mieten bisher verschont geblieben sind, haben Angst vor Verkauf oder Sanierungen. Der Verdrängungsdruck hat inzwischen die Mittelschicht erreicht, was die hohe Beteiligung erklären dürfte.

Die Demo endet nicht zufällig vor den Jugendzentren Potse und Drugstore in Schöneberg. Eine Frau erklärt, ein Investor wolle die Jugendzentren aus dem Gebäude raushaben und stattdessen ein Hostel mit Bürofläche drin haben. Hinter ihr weht ein Transparent: „Ein Hostelbett ist kein Zuhause.“

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